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Island - Rundreise 2012

Donnerstag, 28.06.2012 — Leonberg – Island

Donnerstag, 28.06.2012 — Leonberg – Island

Donnerstag, 28.06.2012 — Leonberg – Island
Tageskilometer: 10 km
Leonberg: Sonnig und schwül, 30°C
Island: Sonnig, 17°C

Den Abend vor dem Abflug habe ich zusammen mit ein paar Bekannten im IrishPub in Leonberg verbracht. Es war einfach schön, mit den Leuten gemütlich dort zusammen zu sitzen. Der Abend wurde natürlich (erwartungsgemäß) etwas später und so bin ich heute Morgen noch etwas schlapp und komme nur langsam in Gang. Aber das ist schon o.k. so.
Nach dem Frühstück kümmere ich mich dann um die letzten Vorbereitungen für meine Reise. Viel Zeit bis zum Abflug bleibt nicht mehr.
Punkt Eins auf der Tagesordnung ist die Montage der Kevlar-Einlagen in die Räder meines Fahrrades. Dies sind solch grüne Streifen, die zwischen Schlauch und Mantel gelegt werden und eben verhindern sollen, dass spitze Gegenstände durch den Mantel in den Schlauch stechen. Klingt echt gut. Ich frage mich, warum ich da nicht schon länger auf solch ein Wunderwerk der Technik zurückgegriffen habe.
Punkt Zwei war dann das Verpacken von Fahrrad und Anhänger für den Flug. Ich hoffe natürlich sehr, dass mein nagelneues Bike „Speedy“ (Connandale Flash 1er, Alu, 29-Zoll) auch heil in Inland ankommt. Alles muss aber so verpackt werden, dass ich es noch in Leonberg zur S-Bahn und am Flughafen zum Terminal schieben kann. Gar keine leichte Aufgabe. Außerdem sieht es Ergebnis eher etwas komisch aus. Aber egal. Besser als einen Kratzer im neuen Bike zu haben. Weil es heute wirklich sehr schwül ist, ist die ganze Verpackerei eine echt schweißtreibende Angelegenheit.
Punkt Drei war dann das endgültige Packen der BOB-Tasche. Wie immer stellen sich in letzter Minute noch viele Fragen. Ob es nicht sinnvoll wäre, dies noch mitzunehmen oder vielleicht besser noch jenes einzupacken… Irgendwann ist dann die Tasche vollgestopft und die Wanderschuhe bleiben zu Hause. Inzwischen ist es 17:45Uhr. Es wird jetzt auch Zeit zum Bahnhof bzw. zum Flughafen zu fahren. Die Fahrt mit der S-Bahn klappt trotz Berufsverkehr ganz gut. Lustig wurde es am Check-In Schalter der Fluggesellschaft. Mit großen, fast schon erschrockenen Augen schaut die Dame auf Bobby und Speedy: „Das soll mit?!?“. „Ja klar, bitte. Aber das kann man in zwei Teile zerlegen: Fahrrad und Anhänger extra…“. „Ach, dann ist ja alles in Ordnung…“ Ich gebe alles beim Sperrgepäck auf und gehe dann mit meinen Rucksack durch die Sicherheitskontrolle. Alles kein Problem. Es bleibt noch einige Zeit, bis zum Abflug. Das ist mir aber wirklich recht so. Denn mit meinem recht ungewöhnlichen Gepäck war ich nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch irgendwelche Probleme gibt.
Der Direktflug nach Reykjavik war sehr gut besetzt, aber sehr angenehm. Das erste, was ich beim Anflug von Island sehen konnte waren ein paar Löcher, aus denen weiße Dampfschwaden aufstiegen.
Ich bin nun wirklich im Land aus Feuer und Eis angekommen.

Freitag, 29.06.2012 — Kevlavik – Reykjavik

Freitag, 29.06.2012 — Kevlavik – Reykjavik

Freitag, 29.06.2012 — Kevlavik – Reykjavik
Tageskilometer: 54 km
Sonnig, 17°C

Der internationale Flughafen von Island ist eigentlich gar nicht in Reykjavik, sondern ca. 50km entfernt in Kevlavik. Der Flughafen ist riesig, weil der überwiegende Teil ein Militärflughafen der NATO ist. Der zivile Teil ist recht klein. An der Sperrgepäckausgabe trifft mich fast der Schlag. Die Leute dort schieben eine Karre mit jeder Menge Fahrräder in den Raum. Alles irgendwie als ein Haufen auf die Karre geworfen. Ganz unter erkenne ich ein Rad, dass ziemlich gut eingepackt ist; sieht sehr nach Speedy aus. Auf dem armen Rad liegen die ganzen anderen Fahrräder. Hoffentlich verbiegt da nichts. Das sehe ich aber gleich vor dem Flughafen. Dort mache ich mich ans Auspacken und Zusammenbauen, damit ich vom Flughafen weg komme.
Die erste Nacht in Island verbringe ich in einem Bed & Breakfast-Hotel in der Nähe der Flughafen. Es ist schon fast Mitternacht und ich habe wirklich nicht mehr große Lust, heute noch weit mit dem Rad zu fahren. Die lange Nacht im IrishPub steckt mir eben doch auch noch in den Knochen. Das B&B hatte ich schon von zu Hause aus gebucht. Damit eben um Mitternacht keine Sucherei mehr sein muss. Zum Glück ist es so weit im Norden auch nachts hell und ich muss nicht noch lange die Beleuchtung ans Fahrrad montieren. Im B&B gibt es leider keine Möglichkeit das Fahrrad einzuschließen, was mir nicht so wirklich gefällt. Aber es bleibt mir erst einmal nichts anderes übrig, als Speedy und Bobby draußen vor dem Eingang ans Geländer zu ketten. „…das kommt nicht weg…“, meinte der Kerl an der Rezeption. Im Nachhinein würde ich auch klar sagen, dass er da sicher recht hatte. Wohin soll auch etwas wegkommen…? Island ist schließlich nicht Berlin. Aber dennoch schaue ich gleich am nächsten Morgen nach, ob sich vielleicht der Fahrradurlaub über Nacht erledigt hat. Aber es ist alles in Ordnung. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen und dann kanns endlich auf die Island-Rundfahrt gehen. Es ist recht frisch heute Morgen, aber beim Fahren wird mir schon recht schnell warm. Leider fängt nach ein paar Metern mein Tacho an zu spinnen. Der zeigt grade die Geschwindigkeit an, auf die er Lust hat. Das ist im Grund nicht ganz so wichtig. Aber auf der anderen Seite wüsste ich natürlich schon gerne, wie viele Kilometer es noch bis zum nächsten Ziel sind und wie viele Kilometer ich am Tag schon gefahren bin. Es kann ja nur an dem kleinen Speichenmagneten liegen, der nicht richtig ausgerichtet ist. Ich halte an und verschiebe den ein kleines Stück. Nun geht es ein paar Meter, aber dann ist schon wieder Schluss. Nach dem 10. Mal Anhalten und Ausrichten des Magneten kotzt es mich dann doch etwas an. Hm, ich schaue mir die Sache noch einmal in aller Ruhe an und stelle fest: Dumm, wenn man blöd ist…
In der Eile der letzten Tage habe ich einfach kurzerhand den Sensor am beweglichen Teil der „Lefty-Gabel“ angebracht. Wenn nun die Gabel etwas einfedert, dann verschiebt sich der Sensor und der ist dann zu weit vom Magneten entfernt. Kein Signal, keine Geschwindigkeitsanzeige. Mit dieser Ursachenanlayse kann ich mir jetzt wenigstens Gedanken über eine Lösung des Problems machen. Vielleicht einen zweiten Magneten? Egal, jetzt erst einmal weiter. Sonst komme ich ewig nicht nach Reykjavik!
Ich will grade wieder los fahren, da merke ich, dass mein Hinterreifen platt ist. Ja was ist denn das jetzt für ein Mist?! Wieso habe ich denn einen Platten?! Das kann doch nicht wahr sein. Ich bin noch keine fünf Kilometer gefahren und habe schon einen Platten? Im Mantel kann ich keinen Fremdkörper entdecken. Aber was ist es dann? Nachdem der Mantel runter ist kann ich sehen, dass das Ende der Kevlar-Einlage ein Loch in den Schlauch gebohrt hat. Na also heute läuft es ja wirklich gar nicht gut! Ich nehme die blöde Einlage raus und werde den Rest der Tour ohne Einlage weiterfahren. So erreiche ich dann doch noch Reykjavik. Auf der Suche nach einem günstigen Backpacker in der Innenstadt werde ich schnell fündig. Nach dem Duschen mache ich mich auf den Weg die Innenstadt zu besichtigen. Es ist sehr schön und auch wirklich viel los. An fast allen Ecken ist Musik zu hören. Viele Musikanten und kleine Bands spielen auf den Straßen in der Fußgängerzone. Nach einem ausführlichen Stadtrundgang bin ich wieder zurück im Backpacker. Auch spielt Livemukke. Ich gönne mir ein Bier, gieße die Musik und überlege, ob ich morgen schon mit der Tour starten soll. Ich würde gerne eine Waal-Watching Tour mitmachen. Aber die Sachen sind sehr teuer. Ich blättere einfach ein paar Touri-Informationen durch. Vielleicht finde ich ja noch etwas interessantes, das nicht ganz so teuer ist.

Samstag, 30.06.2012 — Reykjavik – Vatnajökull

Samstag, 30.06.2012 — Reykjavik – Vatnajökull

Samstag, 30.06.2012 — Reykjavik – Vatnajökull
Tageskilometer: 0 km
Sonne, gegen Abend ein paar Regenschauer, 17°C

Die Idee eine Wale-Watching-Tour zu machen, habe ich noch am Abend verworfen. Es wäre sicher interessant diese riesigen Tiere mal aus der Nähe zu sehen. Mich hat jedoch eine andere Tour mehr interessiert: Eine Bustour in den Süden Islands. Mit solch einer Tour ergibt sich die Chance, den Selfoss-Wasserfall, den Eyjafjallajökull (hab´s gegoogelt…), den Vatnajökull und noch einige andere bekannte Sehenswürdigkeiten zu sehen. Auch diese Tour wird nicht grade schonend fürs Reisebudget sein. 166 Euro sind verflixt viel Geld. Da die Tour den ganzen Tag gehen wird, habe ich auch keine Gelegenheit mehr in Reykjavik Flickzeug fürs Fahrrad und Proviant für mich zu kaufen. Sonntags haben die Geschäfte geschlossen. Aber dennoch will ich diese Tour machen. Ich denke es wird sich ganz sicher lohnen.
Damit ich morgens nicht ganz so früh raus muss aus den warmen Federn im Backpacker, packe ich meinen Tagesrucksack am Abend zuvor. Um 7:30 Uhr soll ein kleiner Bus vorbeikommen und mich in der Nähe des Backpacker einsammeln. Was kommt ist ein geländegängiger MAN-Bus (kein KAT-Fahrgestell). Wow, cooles Ding. Würde ich schon auch mal gerne fahren. Damit kann man sicher viel Spaß haben. Leider geht die Fahrt nur 15 Minuten. Am Sammelpunkt müssen alle Leute wieder aussteigen und werden neu verteilt. Diesmal ist es ein recht kleiner Bus, mit dem wir in Richtung fahren.
Unterwegs macht der Bus immer wieder an interessanten Stellen einen Halt. Die Fahrt ist wirklich sehr lange. Am Ende des Tages werden etwas über 800 Kilometer zusammen kommen. Das ist schon echt sehr viel. Ich habe den Eyjafjallajökull aus der Nähe gesehen. So spektakulär sieht der gar nicht aus. Kaum zu glauben, dass der für einige Wochen der Flugverkehr in Europa lahm gelegt hat. Nun, für die Rückreise wäre mir das auch egal. Ich fahre mit der Fähre zurück. Und noch ein paar Tage länger hier in Island zu bleiben wäre sicher auch nicht schlimm. Umso beeindruckender ist der Vatnajökull; Europas größter Gletscher. Dieser fließt an zahlreichen Stellen in beeindruckender Weise zu Tal. Der Höhepunkt der Bustour ist die Gletscher-Lagune. Hier schwimmen zahllose kleine und große Eisberge, die der Vatnajökull zuvor gekalbt hat. Sie warten darauf ihren Weg hinaus aufs Meer zu finden. Bestandteil der Tour ist die Fahrt in einem Amphibienfahrzeug. Zuerst ein Stück über Land, dann weiter im Wasser geht die Fahrt zwischen vielen Eisbergen hindurch. Allerdings immer mit gebührendem Abstand. Denn jederzeit kann sich ein Eisberg umdrehen und eines der Boote unter sich begraben. Deswegen sind Schwimmwesten obligatorisch. Außerdem fahren in der Nähe der Amphibienfahrzeug immer kleine Schlauchboote. Die wachen darüber, dass niemand ins Wasser fällt. Die den Wassertemperaturen in der Lagune hätte man nur wenige Minuten mit der Kälte zu kämpfen.
Der Guide erklärt einiges zum Thema Gletscher und kalbende Eisberge. Das Salzwasser frisst am Gletscher und löst von ihm große Brocken. Das sind die Eisberge. Und die Ursache für das plötzliche Umdrehen der Eisberge ist in der Hauptsache das Salzwasser. Denn auch das frisst wiederum an den Eisbergen. Allerdings unter Wasser. Deswegen kann man meist gar nicht sehen, wie weit die unter Wasser schon abgeschmolzen sind. Das ist die Gefahr. Trotzdem ist diese blaue Licht, dass teilweise durch die frisch umgekippten Eisberge scheint wirklich wunderschön. Nach einer kleinen Pause im nahe gelegenen Souvenirshop geht es wieder zurück nach Reykjavik. Unterwegs halten wir auch immer wieder mal, um weitere Naturschauspiele aus der Nähe zu sehen. Aber so allmählich wächst die Lust darauf endlich selber mit dem Rad die Straßen Islands zu erfahren ins Uferlose!

Sonntag, 01.07.2012 — Reykjavik – Borganes

Sonntag, 01.07.2012 — Reykjavik – Borganes

Sonntag, 01.07.2012 — Reykjavik – Borganes
Tageskilometer: 123 km
Erst sonnig, im Hvalffödur Nieselregen, dann kräftiger Regen, später viel Wind, am Abend Sonne.

Wie man schon in der kurzen Beschreibung des Wetters sehen kann, ist das Wetter in Island sehr wechselhaft. Dier Ursache liegt offenkundig auf der Hand: Der Wind drückt die Wolken in die Fjorde. Dort stauen sie sich und müssen dann erst einmal abregnen. Aber nun der Tag der Reihe nach:
Am Morgen habe ich nach dem Frühstück meine Sachen im Backpacker zusammen gepackt. Ich war schon sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird. Bobby und Speedy hatten die letzten Tage im Lagerkeller des Backpacker verbracht, bevor sie nun endlich zum Einsatz kamen. Dann kam mal wieder die übliche Sucherei nach einem Weg aus der Stadt. Die Karten im Maßstab 1:250 000, die ich dabei habe sind in den Städten einfach zu grob. Und die billigen Faltpläne zeigen eben nur einen kleinen Teil der Stadt. Und natürlich nicht den Teil in dem ich grade bin. Klar, ich hätte die mehrspurige Hauptstraße aus der Stadt nehmen können, aber das wollte ich natürlich auch nicht. Es war schon recht viel Verkehr auf dieser Straße. Nach einigem Suchen finde ich einen guten Weg aus der Stadt, der aber ein paar Kilometer weiter doch wieder in die Hauptstraße mündet. Da war der Verkehr allerdings schon nicht mehr ganz so dicht. Ich komme an einem Bauhaus-Baumarkt vorbei und mache einen kurzen Stopp. Ich will unbedingt ein neues Flickzeug kaufen. Man weiß ja nie, ob der eine Satz Flickzeug reicht. Den ersten Platten hatte ich bekanntermaßen recht schnell.
Frisch ausgestattet mit Flickzeug geht es auf der Straße „1“ weiter. Bei Hvalffördur führt die „1“ durch einen Tunnel. Fünf Kilometer lang, 200m tief und für Radfahrer verboten. So ergibt sich eine schöne Rundfahrt durch den Hvalffördur. Anfangs passte das Wetter auch noch ganz gut. Nur leider fing es bald an zu tröpfeln. Nicht viel. Zu wenig, um sich die Mühe zu machen und die Regenklamotten auszupacken. Die Sonne, die hin und wieder kurz zum Vorschein kommt bestätigt meine „Bequemlichkeit“. Nach knapp der Hälfte der Strecke wird aus den wenigen Tropfen dann kräftiger Regen. Das Vordach einer Lagerhalle, an der ich vorbei komme, dient als Unterstand für die nächsten 15 Minuten. Als der Regen nachlässt fahre ich weiter. Als ich weit genug von meinem trockenen Unterstand weg bin, öffnet der Himmel seine Schleusen so richtig! Mit einem mal regnet es in Strömen. Jetzt lohnen sich die Regenklamotten auch nicht mehr. Die liegen im Bobby irgendwo unten drin. Wenn ich die Tasche jetzt aufmache, dann ist drinnen auch gleich das gesamte Gepäck nass. Naja, jetzt bin ich ohnehin schon nass. Das trocknet auch wieder beim Fahren. Ich schaue mich um, weil ich sehen will, ob irgendwo ein heller Fleck am Himmel zu sehen ist. Komisch, eigentlich ist überall um mich herum blauer Himmel. Es ist nur eine Wolke genau über mir, die sich nach Kräften abregnet. Blöde Wolke…
Später treffe ich wieder auf die „1“. Ich sollte heute noch ein Stück fahren. Nach Akranes zu fahren würde einen Umweg nach Süden bedeuten. Wenn die Karte recht hat, dann wäre die letzte Übernachtung ich Hvalffördur möglich gewesen. Ich fahre somit auf der „1“ weiter bis nach Borganes. Das sind knappe 20 Kilometer, die aber sehr anstrengend sind. Der Verkehr ist um diese Uhrzeit sehr dicht und es ist laut. Es erfordert sehr viel Konzentration hier zu fahren. Viel Aufmerksamkeit für die Landschaft bleibt leider erst einmal nicht. Der nächste Fjord kommt in Sicht: Der Borgarfjördur. Dieses Mal gibt es eine Brücke über den Fjord. Ich muss also nicht den kompletten Fjord durchfahren, worüber ich ganz glücklich bin. So langsam bin ich müde und habe kräftigen Hunger. In Borgarfjördur angekommen kaufe ich Proviant ein. Trotz leerem Magen kaufe ich tatsächlich nur so viel, wie in den Proviant-Rucksack passt. Ich finde eine Jugendherberge, in der ich heute Nacht übernachten werde. Auf Camping habe ich angesichts der vielen dunklen Wolken am Himmel nicht so viel Lust.

Montag, 02.07.2012 — Borganes – Lysuhol

Montag, 02.07.2012 — Borganes – Lysuhol

Montag, 02.07.2012 — Borganes – Lysuhol
Tageskilometer: 97 km
Teilweise Sonne, nur etwas Regen, 14°C

Die Nacht in der Jugendherberge wäre eigentlich ganz gut gewesen, wäre nicht der lauteste Schnarcher Kanadas bei mir im Zimmer gelegen. Mich würde es nicht wundern, wenn in Kanada keine Bäume mehr stehen…
Nun ja, abhaken.
Nach dem Frühstück habe ich meinen Anhänger geschnappt und mich zügig auf die Socken gemacht. Die Navigation war einfach: Immer auf der „54“ nach Norden. Auch in Island gibt das selbe System der Straßenbezeichnung, wie in Schweden und Norwegen: Hauptstraßen haben nur eine Ziffer. Je mehr Ziffern es werden, desto kleiner ist die Straße. Asphalt ist aber selbst auf der „1“ nicht immer und überall durchgängig vorhanden.
Die Weite der Landschaft war auch sehr beeindruckend. Immer wieder konnte ich von weitem die dicken Regenwolken sehen, aus denen der Regen fällt: Wie ein grauer Vorhang. Weniger erfreulich war, dass ich meist in Richtung des Regen-Vorhangs unterwegs war. Alles in allem hatte ich meistens jedoch Glück, denn die Wolken hatten sich schon leer geregnet, als ich an den Stellen vorbei kam. Die nassen Straßen waren ein guter Beweis hierfür. Nur konnte ich nicht immer auf dieses Glück zählen. So fing es dann wenig später doch kräftiger zu regnen an. Aus meinen Erfahrungen vom Vortag habe ich gelernt, doch besser sofort die Regenkleider anzuziehen. Denn es wird auf jeden Fall immer stärker, als ich zuerst denke. Aber das isländische Wetter spielt eben doch gerne auch mal Katz und Maus mit mir. Und so hörte es, nachdem ich in voller Regen-Montur auf dem Fahrrad saß, wenig später wieder auf zu regnen.
Heute gab es als Entschädigung für den Regen Unterstützung in Form von Rückenwind. Zumindest ein Stück weit, bis ich nach Westen abgebogen bin. Von da an war es richtig Arbeit gegen den Wind voranzukommen. Wenn aus Rückenwind nach und nach Gegenwind wird, dann ist das immer recht frustrierend. Irgendwie denke ich immer wie einfach es doch sein könnte, wenn…
Ganz in Gedanken versunken komme ich an einem kleinen Wald vorbei. So etwas ist in Island eigentlich eine kleine Sensation. Denn Wald gibt es hier eigentlich keinen. Den haben sie in der Vergangenheit sehr konsequent abgeholzt und zu Schiffen verarbeitet. An Wiederaufforstung dachten die Wikinger natürlich nicht. Inzwischen wird zwar immer wieder versucht kleine Wälder aufzuforsten, aber das dauert einfach sehr lange. Teilweise hat die Erosion die fruchtbaren Böden auch schon komplett abgetragen. Dann wachsen dort keine Bäume mehr. Ich nutze den kleinen Wald und den nahe gelegenen Rastplatz für eine kleine Pause. In der Windstille und mit etwas Sonne lässt es sich wirklich aushalten. Ich bin wohl kurz eingeschlafen, als ein Touri-Pärchen mit recht viel Getöse auf dem Rastplatz eintrifft. Nun gut, es wird auch Zeit die ausgedehnte Pause zu beenden. Weiter geht es: Immer Richtung Westen.
Als ich an einem Hinweisschild, dass einen „Hot Pool“ ankündigt vorbeikomme, beschließe ich recht spontan mir das einmal aus der Nähe anzuschauen. Eigentlich bin ich heute auch schon lange genug unterwegs gewesen. Ich möchte mir die Chance nicht entgehen lassen und auch einmal in einer heißen Quelle baden. Das hier zufällig auch eine kleine Pension mit netten kleinen Hütten zum Übernachten ist, nehme ich einfach mal als Wink des Schicksals hin. Ich packe mein Gepäck in das kleine Zimmer und schnappe mir schnell die Badehose und ein Handtuch. Die junge Dame an Check-In erklärt mir welches der Becken das wärmere ist und dass der Schlamm am Boden gar nicht schlimm ist. Schlamm sei schließlich immer gut für die Haut. Nun ja, schau mr´ mal. Ich laufe über die Weide hinterm Haus zu einem kleinen Hügel, der keinerlei Bewuchs hat. Er ist überall eher gelblich?! Auf dem Hügel sind dann die beiden beschriebenen Löcher im Boden. Nicht groß. Eines ist 1 x 2 Meter groß, das andere Loch vielleicht 2 x 2 Meter. Ich teste zuerst einmal das kleinere Loch. Barfuß steige ich ins heiße Wasser. Der Schlamm drückt sich zwischen den Zehen hindurch bis ich ca. 10 cm im heißen Schlamm stecke. Die Wassertemperatur ist wirklich sehr warm. Aber der eiskalte Wind, der übers Land fegt, macht es dann doch recht einfach, sich ins Wasser zu legen. Boah, wie warm. Echt super. Und der Boden ist so angenehm weich. Ich drücke meinen Hintern grade noch etwas in den weichen Schlamm, als ich mit einem unterdrückten Schmerzensschrei aus dem Becken springe. Autsch! Ich habe mich wohl etwas zu tief in den Schlamm gedrückt und bin wohl mit einer Po-Backe auf einen Riss gekommen, aus dem heißes Wasser strömt. Und das Wasser war verflixt heiß. Doofes Becken, dann nehme ich doch lieber mal das Andere. Das hat einen festen Boden aus Beton, ist aber noch viel heißer. Darin halte ich es wirklich nicht lange aus und wechsle wieder zurück ins Schlammbecken. Diesmal aber vorsichtig.
Es ist schon ein wunderbares Gefühl: Man liegt im heißen Wasser, während der kalte Wind um einen herum ganz ordentlich pfeift. Schaut man nach links, sieht man das Meer. Blickt man nach rechts fällt der Blick zuerst auf grüne Weideflächen und dahinter steigt die Landschaft fast senkrecht zum Hochland hin an. Hier und da kommen kleine Wasserfälle zu Tal. In solchen Augenblicken ist die Anstrengung des Tages wirklich schnell vergessen und ehrlich gesagt ist in so einem Moment auch wirklich alles perfekt.

  1. Dienstag, 03.07.2012 — Lysuholl – Stykkisholmur
  2. Mittwoch, 04.07.2012 — Grandafjördur – Eirikstadir
  3. Donnerstag, 05.07.2012 — Eirikstadir – Hvammstangi