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Irland - Schottland Tour 2019

Irland - Schottland Tour 2019 - 1. Kapitel - Vorbereitung

1. Kapitel - Vorbereitung

Meine letzte große Radtour liegt schon drei Jahre zurück. Umso mehr habe ich mich gefreut endlich wieder eine große Rundreise mit dem Fahrrad zu unternehmen. Vom Norden Europas habe ich schon viel gesehen. Von Island bis Dänemark und zum Nordkap habe ich schon viele Kilometer mit dem Fahrrad entdecken können. Den Wunsch endlich mal nach Irland, Schottland und England zu reisen trag ich schon lange mit mir herum. Dass ich schon lange nicht mehr solch eine große Rundreise vorbereitet habe ist mir in den letzten Tagen und Nächten vor meiner Abreise aufgefallen. Ich habe doch ein wenig unterschätzt, was alles zur Planung dazugehört. Und so saß ich teilweise bis tief in die Nacht am Computer um Fahrkarten für Zug und Fähre zu kaufen, die Routenplanung zu machen und mein Gepäck zu packen. Wie sollte die Tour überhaupt verlaufen? Wie komme ich überhaupt nach Irland? Eine Anreise per Flugzeug kam für mich wegen des hohen CO2-Ausstoßes der Flugzeuge nicht in Frage. Direkt in Leonberg mit dem Fahrrad losfahren, bis in die Bretagne und von dort mit der Fähre nach Süd-Irland übersetzen? Ganz genau dieser Gedanke war ständig in meinem Kopf, bis ich dann wenige Tag vor meiner Abreise ernsthaft die Route geplant habe. Hm… Frankreich ist mal nicht so eben in zwei Tagen zu durchqueren. Wenn ich direkt in Leonberg starte, dann benötige ich mindestens zwei Wochen bis Roscoff im Norden Frankreichs. Diese zwei Wochen fehlen mir dann für meine Rundreise durch Irland und Schottland. Ich musste erkennen, dass ich eine andere Möglichkeit finden muss, um zur Fähre zu gelangen. Die Fähre von Roscoff in Frankreich nach Cork in Irland war jedoch für mich gesetzt. Also blieb mir der Zug, um durch Frankreich bis Roscoff zu reisen. Und mit welchem Zug reist man in Frankreich, wenn es mal etwas schneller gehen muss? Natürlich mit dem TGV. Ich wollte schon immer mal mit solch einem Super-Zug fahren und erleben wie es ist, mit 300km/h durch Land zu rasen. Kopfzerbrechen gemacht hat der Transport meines Fahrrades im Zug. Denn im TGV darf man kein Fahrrad mitnehmen. Ich habe lange recherchiert, ob es eine Ausnahme gibt. Aber ohne Erfolg. Nur Gepäck darf man mitnehmen. Also musste mein treuer Begleiter Speedy vom Fahrrad zum Gepäckstück werden. Zerlegen… Vom Fahrradladen um die Ecke bekomme ich einen großen Karton in dem sich ein zerlegtes Fahrrad befand. Ich schraube mein Fahrrad auseinander, packe den Rahmen zum Schutz in Folie ein und verstaue alles in dem großen Karton. Dazu noch ein paar Tragegurte, damit ich den Karton UND den Bobby (meinen Gepäckanhänger) gleichzeitig tragen kann. Denn bei der Reise mit dem Zug bleibt beim Umsteigen nicht viel Zeit und viel Bahnhöfe sind für Fahrräder mir Anhänger überhaupt nicht ausgelegt. Ich will unbedingt Fahrrad + Anhänger gleichzeitig von A nach B bringen können. Ob tragen, ziehen oder fahren ist egal.

Ein weiterer Punkt meiner Vorbereitung war die Routenplanung. Dass ich in Erdkunde nicht sonderlich gut aufgepasst habe, wurde mir bei der Planung der Anreise durch Frankreich bereits klar. Das sollte sich in Irland und Schottland nicht wiederholen. Hier half mir dann das EuroVelo-Projekt der EU. Das Projekt fasst viele kleinere lokale Radrouten zu einer großen teilweise länderübergreifenden Route zusammen. So gab es auch für Irland und Schottland eine Route für GPS-Gerät zum Download.

Die spannende Frage auf jeder Reise ist: „Was packe ich ein?“ Diese Frage hat mich auch wieder sehr beschäftigt. Wie viele Radlerhosen nehme ich mit? Welche Jacke packe ich ein? Brauche ich Kleidung für den Alltag? Was ziehe ich im Zug an? Wie warm ist es überhaupt in Irland? Regnet es dort viel? Brauche ich denn auch noch Technik, Werkzeug und Ersatzteile für so eine lange Reise?

Ich habe angefangen meine Klamotten im Wohnzimmer auf dem Fußboden auszubreiten. Der Haufen wuchs schnell an und bald musste ich mich entscheiden, was bleibt da und was nehme ich mit? Falls etwas fehlt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder vor Ort kaufen, oder es fehlt einem eben doch nicht. Doch irgendwann muss alles Notwendige in die große gelbe Tasche vom Bobby hinein und der Rest bleibt zu Hause.

Damit waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Das Reisfieber steigt, die Reise kann los gehen.

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 2. Kapitel - Anreise

2. Kapitel - Anreise

Am frühen Morgen des 24. Juni war es kann so weit. Ein Freund fährt mich mit seinem großen Transporter direkt nach Stuttgart zum Bahnhof. Das ersparte mir den Fußmarsch von zu Hause zum Bahnhof und den Umstieg in Stuttgart. Die Bahn sorgte mit einer kurzfristigen Änderung des Gleis für die Abfahrt nochmal für etwas Frühsport bei mir und den anderen Fahrgästen. Im TGV wurde dann klar, dass es wirklich unmöglich gewesen wäre ein Fahrrad zu transportieren. Hightech-Zug hin oder her. Viel Platz fürs große Gepäck gibt es hier nicht. Den Bobby kann ich gut verstauen und glücklicherweise finde ich eine leere Nische in der ich den großen Karton mit meinem Fahrrad verstauen kann. Dann geht’s los. Stuttgart – Paris. Zum Glück habt der Zugbegleiter ein Auge zugedrückt, als mein Karton mit dem Fahrrad den Durchgang ein bisschen verkleinert hatte.

Am Westbahnhof in Paris ist sehr viel Gedränge. Inzwischen sind auch die Temperaturen nicht mehr so angenehm, wie am frühen morgen in Stuttgart. Ich schleppe den Karton mit dem Fahrrad am Gurt über die Schulter. Den Bobby ziehe ich mit dem anderen Arm hinter mir her. So geht es vom Bahnsteig zur U-Bahn. Denn ich muss nun erst einmal vom Westbahnhof zum Nordbahnhof gelangen, damit ich meinen Zug nach Norden erreiche. Die U-Bahn ist alles andere als barrierefrei. Dazu kommen noch die blöden Schranken an den Ein- und Ausgängen der U-Bahn. Die sind dafür gemacht, dass Personen durchlaufen. Die sind nicht gemacht für Reisende mit großem Gepäck! Mir läuft in der Hitze der Schweiß in Strömen über den Körper. Das fängt wirklich gut an. Habe ich doch zu viel in den Bobby gepackt? Keine Zeit zum Nachdenken. Erst einmal am Nordbahnhof das richtige Gleis finden und in den richtigen Zug steigen. Auch hier finde ich wieder eine Nische für mein großes Gepäck. Und nun geht es mit Vollgas nach Nordwesten. Es ist schon erstaunlich. Wo der ICE in Deutschland seine Höchstgeschwindigkeit erreicht setzt der TGV locker nochmal 100 km/h drauf. Verrückt. Ich hoffe nur, dass nichts passiert und denke ein bisschen an das große Unglück in Eschede.

Am späten Nachmittag erreiche ich Molaix. Ich bin froh endlich aus dem Zug aussteigen zu können. Schließlich sitze ich schon viele Stunden im Zug. Am Bahnhof in Morlaix suche ich mir zunächst einen trockenen und ruhigen Platz, um den Speedy wieder zusammen zu bauen. Erfreulicherweise habe ich beim Einpacken zu Hause kein Einzelteil von Speedy vergessen. Ich zerkleinere den großen Karton, so dass er in den Mülleimer passt und nun geht die Radtour los. Zuerst zwar nur zur Unterkunft am anderen Ende der Stadt, aber die ersten Kilometer sind gefahren. Morlaix ist ziemlich hügelig. Jetzt merke ich bergauf das Gewicht vom Bobby mit seinem Gepäck deutlich. 

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 Höhenprofil

 

Der nächste Morgen beginnt mit einem gemütlichen Frühstück und einer Stadtrundfahrt durch Morlaix. Durchaus sehenswert. Besonders eindrucksvoll ist das Viadukt von Morlaix. Ein mehrstöckiges Eisenbahnviadukt, dass die Stadt überspannt und über das heute noch Züge fahren. Auch der TGV mit dem ich gestern angereist bin. Das Ziel der heutigen Etappe ist die Hafenstadt Roscoff. 30 Kilometer von Morlaix entfernt. Dort legt am Abend die Fähre nach Irland ab. Bis die Fähre ausläuft habe ich noch viel Zeit. Aber der Puffer durch die Übernachtung in Morlaix war mir wichtig. Die Erfahrung mit der Bahn in Deutschland zeigt immer wieder, dass für große Distanzen ein Puffer unbedingt notwendig ist. Roscoff erreiche ich gegen Mittag. Ich verbringe den Tag dort mit Sightseeing und fahre am späten Nachmittag zum Hafen. Es ist für mich jedes Mal ein überwältigendes Gefühl mit dem Fahrrad auf eine solch große Fähre zu fahren. Die Größenverhältnisse sind fast schon surreal. Ich kette Fahrrad und Bobby irgendwo an eine Seitenwand der Fähre und laufe mit meinem Gepäck zum Großraumabteil in dem ich heute übernachten werde. Eine Kabine wollte ich wegen einer Nacht nicht buchen. Als die Dieselmotoren starten bebt und klappert die gesamte Fähre. Ich glaube mit Schlafen wird das nichts werden bei dem Lärm.

 

Bis zum nächsten Morgen habe ich irgendwie und irgendwo ein paar Stunden geschlafen. Ich will nur noch runter von diesem lärmenden Schiff. Ich gehe an Deck und beobachte den Sonnenaufgang. In zwei Stunden werde ich in Irland sein. Ich kann es kaum erwarten. Ich will das Land sehen!

Um 8 Uhr erreichen wir Cork in Irland. Ich mache mein Gespann startklar und dann kann es los gehen.
 
Und nicht vergessen: "DRIVE LEFT"

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 3. Kapitel - Südwestirland

3. Kapitel -  Südwestirland – Von Cork nach Galway

Ich kann es kaum erwarten den Bobby wieder ans Fahrrad zu hängen und von der Fähre zu fahren. Runter von dieser unglaublich lauten Fähre und rein in die wunderschöne Natur Irlands. Als ich über die Rampe fahre schlagen die Emotionen in mir schon sehr hoch. Doch dann muss ich mich schnell wieder aufs Radfahren konzentrieren. „Drive LEFT“ heißt es auf Schildern, die einen daran erinnern, die richtige Seite der Straße zu benutzen. Nach einem kurzen Check beim Zoll verlasse ich den Hafen und fahre nach Cork. Erst mal muss ich mir etwas Bargeld aus einem Automaten herauslassen. Ich habe zwar ein paar Euro dabei und damit komme ich hier nicht weit. Während ich noch meine Kreditkarte aus dem Gepäck hole beobachte ich, wie am Automaten neben mir jemand Bargeld herauslässt. Aber was ist das? Die Geldscheine kommen mir bekannt vor?! Euro?!? Moment, das habe ich bei meinen Vorbereitungen gar nicht weiter betrachtet. Welche Währung gilt in Irland eigentlich? Dank mobilem Internet kann ich das sofort klären und stelle fest, dass der Euro in Irland offizielle Währung ist. Hm, gute Reisevorbereitung… Ich hebe trotzdem etwas Bargeld ab und mache mich dann auf den Weg nach Downtown Cork. Es ist eine große Stadt. Es gibt viele Pubs, was ich natürlich von Irland auch nicht anders erwartet habe. Allmählich führt mich der Weg hinaus aus der Stadt. Der Verkehr nimmt ab und die Straßen werden schmaler und schmaler. Außerdem ist es sehr hügelig. Es geht immer wieder bergauf – bergab. Ich stärke mich bei einer kurzen Rast. In der Ferne sind Berge zu erkennen und mir schwant, dass da noch etwas Arbeit auf mich zukommen wird. Da esse ich schnell noch ein paar extra Kekse und fahre weiter. Über Serpentinen geht es lange bergauf. Ziemlich anstrengend mit dem Bobby hinten dran. Außerdem fehlt mir schon ein bisschen Training. Das aber werde ich sicher noch genug bekommen und den nächsten Wochen. Bald führt der Weg wieder bergab bis zum Meer. Ich habe nun den „Westcoast Way“ erreicht. Die Landschaft und die Häuser erinnern mich sehr stark an Neuseeland. Klar, viele Menschen sind vor langer Zeit nach Neuseeland ausgewandert und haben ihre Kultur dorthin mitgenommen. Aber auch die Landschaft ist so unglaublich ähnlich, dass ich oft aus dem Staunen nicht mehr herauskomme. Eines steht für mich fest: Stand heute würde ich jedem raten, verzichtet auf 30 Stunden Flug, spart das Geld und das CO2 und geht erst mal nach Irland. Und wer unbedingt 30 Stunden Anreise braucht, kann mit Zug und Fähre hierherkommen. Dann kommt auf jeden Fall ein Gefühl von Neuseeland auf!

Das GPS zeigt mir zuverlässig den Weg und findet auch viele Campingplätze in entlang der Route. Zeit für Feierabend. Ich bin für den ersten Tag genug gefahren. Das Zelt ist schnell aufgebaut. Ich genieße eine warme Dusche und anschließend ein frisch gezapftes, kaltes, leckeres Irisches Bier. Was kann es Schöneres geben, als solch einen tollen Auftakt für eine Reise?

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 Höhenprofil

 

Am nächsten Morgen geht es weiter zum „Wild Atlantik Way“. Die Straße ist jedoch ziemlich stark befahren. Es ist kein reiner Radweg. Zum warm werden verläuft die Route die Hauptstraße kurz nach dem Start und führt über einen Pass. Zum Glück lässt der Verkehr nach und ich kann die Schönheit der Natur genießen. In Gedanken bin ich wieder ziemlich oft in Neuseeland. Die Route entfernt sich zum Glück immer mehr von den verkehrsreichen Straßen und nimmt kleine Nebenstraßen. Die nächsten Berge kommen in Sicht und wieder gibt es ordentlich Arbeit um den nächsten Pass zu bewältigen. Trotz allem bin ich einfach völlig begeistert von der Natur. Es ist so unglaublich schön hier! Im Tal ist es ziemlich warm, auf den Pässen weht ein eiskalter und kräftiger Wind. Ich habe zum Glück genug warm Kleidung eingepackt. Nach dem dritten Pass an diesem Tag merke ich, dass es allmählich Zeit wird einen Campingplatz zu suchen und den Tag mit einem gemütlichen Vesper und einem kühlen Irischen Bier ausklingen zu lassen.

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 Höhenprofil

 

 

Am nächsten Morgen merke ich, dass die drei Pässe von gestern doch ein bisschen Muskelkater hinterlassen haben. Oder lag es doch am Bier? Meine Beine sind jedenfalls zunächst nicht wirklich erfreut darüber den Kampf mit dem Gegenwind aufzunehmen. Zunächst verläuft der Weg an der Küste entlang. Berge sind keine in Sicht. Das heißt aber noch lange nicht, dass die Küste Irlands völlig flach verläuft. Es geht immer bergauf und bergab. Eigentlich könnte ich mein Gespann bergab rollen lassen und so etwas Schwung für den nächsten Anstieg zu bekommen. Doch leider sind die Straßen viel zu schlecht. Ich würde nur das Fahrrad oder der Bobby kaputt machen. Am Abend erreiche ich Lahinch. Ein kleiner Touristenort an der Küste. In der Jugendherberge finde ich ein Bett zum Übernachten. Ich kaufe ein, um meinen Proviant zu füllen und besuche dann ein Irish Pub, das gleich neben der Jugendherberge liegt. Mit Irischer Livemusik, Irischem Bier und einem guten Abendessen geht der Tag zu Ende.

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 Höhenprofil

 

 

Nach einem Abstecher zur Promenade in Lahinch führt die Route zunächst auf dem "Wild Atlantik High-Way" weiter. Inzwischen mag ich den Weg nicht mehr so sehr, weil einfach zu viel Verkehr dort ist. Das ist laut und teilweise wird recht knapp überholt. Ich bin dann immer ganz froh, wenn der Track wieder auf eine der kleinen Nebenstraßen abzweigt. Heute Vormittag verlief die Strecke an viel Weideland entlang. Die typischen Mauern aus Stein säumten den Weg über viele Kilometer. Einen kleinen Pass gab es dann noch, aber so was gehört inzwischen zum Standard und muss halt gefahren werden. Am Nachmittag dann verläuft der Weg entlang zahlreicher kleiner Dörfer und Häuser bis ich die Stadt Galway erreiche. Ich baue mein Zelt am Campingplatz auf, während ich immer wieder mit Sorge zu Himmel schaue. Es sieht sehr nach Regen aus. Der Wind weht kräftig und bringt immer dichtere Wolken mit sich. Ich versuche mein Zelt so auszurichten, dass der Wind möglichst wenig Angriffsfläche hat. Neben mir müht sich ein älterer Herr mit seinem Zelt ab. Nun, ein richtiges Zelt ist das gar nicht, sondern mehr ein Fishermans Shelter. Also ein Zelt, in dem man beim Angeln sitzt und vor dem Regen geschützt ist. Der ältere Herr ist wohl auch mit dem Fahrrad unterwegs. Fahrrad… Nun ja, wahrscheinlich sind der ältere Herr und das Fahrrad dasselbe Baujahr. Wie er es geschafft hat die Klappliege auf dem Fahrrad bis hier her zu transportieren ist mir wirklich ein Rätsel. ABER völlig egal. Er ist ein Radfahrer, auf der Reise so wie ich auch. Und deswegen helfe ich ihm mit seinem Zelt. Auch wenn ich das blöde Zelt ziemlich schnell verflucht habe, steht es irgendwann halbwegs. Genau in dem Moment öffnet der Himmel seine Schleusen. Ein kräftiger Regenschauer geht nieder. Fast schon in Panik packe ich sämtliche Taschen des älteren Herrn, stopfe sie in sein Zelt und flüchte dann vor dem Regen in mein Zelt, das seinem Namen „Hotel Hilleberg“ alle Ehre macht. Ich warte, bis sich der Schauer gelegt hat und esse nebenbei vom Proviant. Boah, was für ein Wetter! Nachdem sich Regen und Sturm gelegt haben traue ich mich wieder heraus aus meiner Festung. Der ältere Herr steht im Regen, lächelt als er sieht wie vorsichtig ich meinen Kopf zum Zelt herausstrecke und sagt zu mir: „MARTEN, IT´S JUST A SHOWER!“ Ich werde diesem Moment wohl nie wieder in meinem Leben vergessen. Während ich fast schon in Panik vor dem Regen geflüchtet bin, blieb er einfach draußen und ließ den Regen in aller Ruhe über sich ergehen. Ein Irisches Urgestein.

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 4. Kapitel - Westirland

4. Kapitel -   Westirland – Von Galway nach Foxford

Wind und Regen waren auch am nächsten Tag meine Begleiter. In der Nacht schon zerrte der kräftige Wind sehr an meinem Zelt. Ein Regenschauer nach dem anderen ergoss sich über mein Hotel Hilleberg. Gegen morgen ließ der Regen nach und der kräftige Wind trocknete mein Zelt. Der Wind sorgte dafür, dass die Kilometer entlang des Wild Atlantik Way ziemlich anstrengend wurden. Als der Weg dann endlich von der viel befahrenen Straße abzweigt erreiche ich ein großes Moorgebiet im Hochland. Dort gab es nichts, was irgendwie Schutz vor dem Wind geboten hätte. Kein Baum, keine Hecken, kein Hügel nichts. Und so wurde ich zum Spielball der Elemente. Je nach Verlauf des Weges kommt der Wind mit voller Wucht genau von vorne, oder aber er packt einen von der Seite und drückt mich mit samt Fahrrad und Anhänger quer über die Fahrbahn. Zum Glück ist kaum Verkehr. Wenn der Wind von vorne kommt, dann schaffe ich in der Ebene noch grade 15 km/h. Wenn es dann noch bergauf geht werde ich noch ein bisschen langsamer. Eigentlich macht die Steigung kaum noch etwas aus. Der starke Wind kostet die meiste Kraft. Außerdem regnet es zwischendurch immer wieder kräftig. Das fühlt sich bei dem starken Wind an, als würde man mit dem Kärcher gewaschen werden. Die Regentropfen tun auf den Lippen und im Gesicht weh. Das Gute ist: Der starke Wind trocknet das alles schnell wieder. Bis zum nächsten Schauer. Meine Stimmung ist grade nicht besonders gut. Während ich eine Pause mache um Kraft aus meinem Proviant zu tanken suche ich im Internet nach einer Möglichkeit zur Übernachtung. Hier irgendwo das Zelt auszubauen wäre sicher kein Problem. Niemand würde sich daran stören. Aber nach solch einem Tag, mit viel Regen und Sturm habe ich irgendwie das Bedürfnis nach einer festen Unterkunft. Wenn der Sturm die ganze Nacht am Zelt zerrt ist es wieder nichts mit schlafen. Ich finde ein Hostel in der Nähe von Leenaun. Der Weg zum Connemara Hostel führte entlang des Killary Fjord - Eine Gegend die nicht schöner sein könnte. Während ich am Fjord entlang fahre ragen neben mir und auf der anderen Seite des Fjords die Berge steil in die Höhe. Einige der Gipfel sind in Wolken gehüllt. Diese wunderschöne Natur lässt mich die Anstrengungen des Tages bald vergessen. Und mittendrin in dieser wunderschönen Umgebung erreiche ich das Hostel. Nach einer warmen Dusche setze ich mich ins TV-Zimmer. Doch statt des TV brennt dort ein schönes Feuer im Ofen. Während es draußen stürmt und ein Regenschauer nieder geht, mache ich es mir auf dem Sofa bequem, genieße die Wärme des Feuers, lasse mir ein Bier schmecken und schreibe das Tagebuch. Ein herrlicher Ort.

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 Höhenprofil

 

 

Weil es dort so schön war, habe ich wirklich einige Zeit gebraucht um am nächsten Morgen aus den Federn und aufs Fahrrad zu kommen. In Gedanken sitze ich noch immer auf dem Sofa vor dem wärmenden Ofen. Tatsächlich aber fahre ich um den Killary-Fjord, bleibe immer wieder stehen um die Schönheit der Natur aufzusaugen und versuche ein paar Eindrücke mit der Kamera festzuhalten. Nach einer Stunde sehe ich wieder das Hostel der letzten Nacht. Nun ja, der Fjord ist riesig! Oder anders gesagt, die ersten knapp 15 Kilometer bringen mich nur 2 Kilometer nach Norden. Gegen Mittag erreiche ich Westport. Von da an führt die Strecke wieder durch zahlreiche kleine Dörfer, bis die nächsten Berge in Sicht kommen. In Foxford endet die heutige Etappe. Einen Campingplatz gibt es nicht. Dafür aber eine günstige Unterkunft. Bald werde ich Nordirland erreichen.

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Ohne Regen geht es am nächsten Tag durch eine eher unspektakuläre Landschaft über kleine Landstraßen weiter. Weideland so weit das Auge reicht. Nun ja, irgendwo muss die irische Milch schließlich herkommen. Am späten Nachmittag erreiche ich die Grenze zu Nordirland. Eine lange Brücke über einen kleinen Fluss führt nach Belcoo. Ich bin ja wirklich gespannt wie das hier in einen halben Jahr aussieht, wenn der Brexit harte Realität wird. In Nordirland hole ich mir gleich erst mal etwas Bargeld. Aber erst bin ich wieder nicht sicher, ob das schon wieder irgendwie das falsche Geld ist. Es steht Bank of Ireland drauf. Aber auch Pfund. Das ist total verwirrend. Für die 20 Pfund Note gibt es drei verschiedene Ausführungen. Das soll einer verstehen. Das totale Chaos. Nun ja. Im Lebensmittelgeschäft konnte ich auch mit Euro bezahlen. Die machen das hier eben praktisch. Im kleinen Grenzverkehr. Wie man es vermutlich in Deutschland nennen würde. Das alles steht auf dem Spiel wegen dem Brexit...

Wenig später erreiche ich den Campingplatz. Ich baue mein Zelt auf, dusche, esse etwas zu Abend und kümmere mich dann mal um mein Fahrrad. Die Kette mache ich sauber und gebe etwas Öl drauf. Mehr ist heute beim technischen Dienst nicht zu machen. Alles andere sieht ja noch ganz okay aus. Ich tippe anschließend das Tagebuch während das GPS Gerät bereits an der Powerbank geladen wird. Dann krieche ich in meinem Schlafsack.

 

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 5. Kapitel - Nordirland

5. Kapitel - Nordirland

 

Der nächste Tag bietet keine spektakulären Landschaften. Trocken und ohne Wind geht es nach Lettermacaward. Camping gibt es hier nicht. Dafür eine schöne private Unterkunft, die von einer sehr netten Dame betrieben wird. Sie kann es kaum erwarten mal ordentlich für einen hungrigen Radfahrer zu kochen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und lasse mir einen riesengroßen Teller Irish Stew schmecken (nicht vegetarisch, aber dafür viel Energie…). Die Strecke hinter Letterkenny war wieder sehr hügelig. Es ging ständig hoch und runter. Doch heute machen mir die Steigungen irgendwie kaum zu schaffen?! Zügig geht es hinauf, bergab muss ich wieder bremsen bis die Bremsbeläge qualmen und dann geht es schon wieder die nächste Steigung hinauf. Was ein paar große Teller Irish Stew bringen ist erstaunlich. Gegen Mittag komme ich am Eingang des Glenveagh Nationalpark vorbei. Was für eine faszinierende Gegend! Ehrlich gesagt stelle ich mir so ähnlich die Gegend in Kanada oder Alaska vor. Unten ein Fluss, oben die kahlen Berge und überall Wald und jede Menge Natur! Der Weg führt leider nicht in den Nationalpark hinein, sondern über zahlreiche kleine Nebenstraßen immer weiter nach Nordosten. Heute muss ich über die Leute hier brichten. Irgendwo auf einen dieser unzähligen kleinen Nebenstraßen auf denen ich heute gefahren bin kommt mir ein Kerl mit seinem alten Traktor entgegen. Er hält an, macht den Motor aus und wir unterhalten uns ein bisschen über alles Mögliche. Wo ich her komme, wohin ich fahren will und so weiter. Der übliche Smalltalk eben... Dann kommt ein Auto angefahren. Ich denke schon jetzt kriegt gleich jemand einen cholerischen Anfall und tobt, weil die Straße blockiert ist... Was passiert...??? Der Fahrer steigt aus, kommt her, stellt sich zu uns und wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis ich irgendwann sage, dass ich weiterfahren muss. Oh, meinen die beiden. Stimmt, wir auch! Schönen Tag noch... Das war schon ein tolles Erlebnis. Die Menschen hier sind sehr gelassen und entspannt.

Heute komme ich gut voran. Bis zum Nachmittag stehen schon 140 Kilometer auf dem Zähler. Ich wollte heute noch bis Derry weiterfahren. Eigentlich kein Problem. Das wären dann nochmal 30 Kilometer. Doch da fällt mir dann wieder meine Obergrenze von 120 Kilometern pro Tag ein. Die habe ich nicht ohne Grund. Wenn ich an einem Tag zu viel fahre, dann merke ich das eben doch am nächsten Tag. Also suche ich mit in Letterkenny eine Unterkunft. Ich plane noch die Route für den nächsten Tag, trinke ein scheußliches Bier (es gibt in Nordirland KEIN irisches Bier!) und gehe dann ins Bett.

Nachdem ich Letterkenny hinter mir gelassen habe verläuft die Route wieder auf kleinen Straßen mit wenig Verkehr. Das ist alles gut zu fahren. Aber eben immer auf und ab. Irgendwann muss ich den Eurovelo1 dann verlassen, weil ich nach Norden will. Die Stelle verpasse ich nicht. Nun habe ich die Wahl zwischen 5 Kilometer entlang einer Straße auf der halbwegs Verkehr ist, oder mindestens 10 Kilometer auf und ab ohne Verkehr. Da entscheide ich mich für etwas mehr Verkehr. Ich muss ja nicht mit aller Gewalt Höhenmeter machen... Schließlich erreiche ich Derry (Londonderry) an. Dort geht es nun auf dem Radweg 93 weiter. Der aber hat gleich mal ganz ordentlich Höhenmeter parat. Die Steigungen sind jetzt sehr steil und nur noch im kleinsten Gang zu schaffen. Dafür geht's ein Kilometer weiter wieder bergab, dass mir die Bremsen wirklich leidtun. So geht es denn ganzen Nachmittag. Das ist anstrengend und zermürbt. Weil ich doch unbedingt noch zum Golden Sand Camping will verlasse ich den Track und steuere mit dem Navi im Smartphone den Campingplatz an. Der Weg führt nochmal über einen Berg. Es geht fast eine Stunde nur bergauf. Im kleinsten Gang schaffe ich die Steigung grade noch so. Meine Beine sind müde und mein Hintern hat auch keine Lust mehr. Zudem setzt auch noch Regen ein. Und es geht ein sehr kalter Wind. Als ich oben auf dem Berg angekommen bin weht mir ein eiskalter Wind die Regentropfen ins Gesicht. Die Aussicht dort oben ist wegen der dichten Wolken gleich null. Und so geht es eben einfach wieder auf der anderen Seite des Berges wieder runter.  Ebenfalls sehr steil. Diesmal müssen die Bremsen wirklich leiden. Die Scheiben sind blau geworden und die Regentropfen zischen auf den heißen Scheibenbremsen. Ich fahre noch ein Stück bis zum Campingplatz. Dort kann ich mein Zelt aufbauen und eine warme Dusche nehmen. Das tut wirklich gut. Leider kann ich die Temperatur des Wassers nicht verstellen. Und so kommt es fast kochend heiß aus der Brause über mir. Egal, die Wärme tut gut! Auf dem Weg zum Campingplatz habe ich ein Restaurant gesehen. Na das wäre jetzt doch noch was. Ich kaufe mir noch schnell Milch fürs Frühstück und fahre dann ohne Anhänger zum Restaurant. Doch die Küche ist schon zu. Um halb zehn macht die Küche Feierabend und jetzt ist es eben schon viertel vor zehn. So ein Mist. Enttäuscht fahre ich zum Campingplatz zurück. Dort gibt es einen Imbiss. Eine große Portion Pommes und eine Burger bekomme ich dort noch. Dazu noch ein paar Infos zu den Drehorten von Games of Thrones.

Am nächsten Tag verläuft die Route entlang der Nordküste von Nordirland. Am Vormittag was es eine wirklich schöne Strecke. Es ging entlang an einigen Stellen an denen Games of Thrones gedreht wurde. Bishop's Garden und so weiter. Überall war viel Trubel. Dazu musste man viel Geld bezahlen, wenn man Zutritt zu den Drehorten haben wollte. Darauf hatte ich wirklich keine Lust. Gegen Mittag erreiche ich Ballintoy. Dort sollte sich was Sehenswertes am Hafen befinden. Aber außer riesiger Heerscharen von Touristen habe ich nichts gesehen. Auch hier war mir einfach zu viel Trubel und Gedränge. Die Höhenmeter von der Straße bis zum Hafen waren so gesehen wirklich unnötig. Als ich gegen Nachmittag dann wieder auf der Route bin wird es richtig anstrengend. Es geht teilweise so steil den Berg hoch, dass ich es im ersten Gang fast nicht mehr schaffe. Meine Knie schlagen jetzt wirklich Alarm. Es geht so steil bergauf, dass ich es soeben noch schaffe zu kurbeln. Zum Schieben wäre es zu steil. Mir würden die Schuhe auf der Straße wegrutschen. Die Belastung für die Knie ist enorm. Ich merke das! Die Aussicht ist zwar super schön, aber dafür habe ich grade nicht den Blick. Das Problem bei dem ständigen auf- und ab ist, dass der Körper beim Anstieg wirklich maximale Leistung bringen muss und extrem stark. Wenn es dann nur wenig später bergab geht und der kalte Wind den nassen Körper völlig auskühlt, werden auch alle Muskeln wieder kalt ab. Beim nächsten Anstieg (nach maximal einem halben Kilometer) startet man wieder eiskalt und muss aber sofort volle Leistung bringen. Das geht gewaltig auf die Kondition und strengt wesentlich mehr an, als kontinuierlich eine hohe Leistung zu bringen. Nur ja. Heute Nachmittag war es wirklich sehr extrem. Und bergab wurde es für die Bremsen auch wieder eine heiße Sache. Ich fahre inzwischen im Schritttempo bergab. Dann kühle ich nicht so sehr aus und die Bremsen werden nicht so sehr belastet. Ich hoffe wirklich, dass die Bremsbeläge noch bis zum Ende der Reise halten.

Damit geht meine Zeit in Irland zu Ende. Am nächsten Tag sind es noch ein paar Kilometer entlang der Küste bis zum Hafen von Larn (nördlich von Belfast). Von dort nehme ich die Fähre nach Stranraer in Schottland.

 

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 6. Kapitel - Schottland

6. Kapitel - Schottland

 

Von der Fähre aus sieht es in Schottland zwar auch hügelig aus, aber die Berge sind nicht so hoch. Das jedenfalls hoffe ich. Ich werde es bald sehen. In 10 Minuten sind wir da. Okay, ich nehme alles zurück. Als die Fähre zum Anlegen dreht kommen ziemlich hohe Hügel in Sicht. Ich stand dann wohl auf der falschen Seite der Fähre. Es wohl nicht leichter werden... Im Hafen von Stranraer baue ich mein Gespann zusammen. Mit dem GPS-Gerät finde ich schnell den Weg. Ich habe mir vorgenommen heute nochmal ordentlich Kilometer zu machen, als ich an einem Campingplatz vorbeikomme. Ich überlege, ob ich weiterfahren soll. Denn eigentlich wollte ich noch Kilometer machen. Ich suche im Internet nach weiteren Campingplätzen. Aber es gibt kaum Campingplätze in der Nähe. Mir fällt ein, dass ich unbedingt mal die Wäsche waschen sollte. Ein wichtiger Punkt! Daher beschließe ich heute nicht weiter zu fahren und diesen Campingplatz zu nutzen, um meine Wäsche zu waschen und mir einen faulen Sonntag zu machen. Ich baue mein Zelt auf, ziehe meine Radlerklamotten aus und nehme alles mit zur Waschküche. Dort fülle ich die Waschmaschine und starte eine Ladung Wäsche. In der Zwischenzeit fahre mit dem Fahrrad zum Einkaufen. Das ist auch wichtig, damit ich morgen Müsli zum Frühstück habe. Als ich wieder zurück bin mache ich mir Abendessen, trinke gemütlich ein Bier (endlich wieder gutes Bier!) und warte bis die Wäsche fertig ist. Ich stecke die Wäsche anschließend in den Trockner. Auf die Wäscheleine hängen bringt nichts. Die Sonne geht bereits unter. Also mache ich einen gemütlichen Abend in der Waschküche.

Am nächsten Tag führt der Weg zunächst nach Süden. An die Südküste Schottlands. Bisher verläuft der Weg ohne extreme Anstiege. Klar, ein bisschen Arbeit muss schon sein, aber es geht wirklich ganz gut. In Schottland scheinen die Radfahrer nicht mit aller Gewalt wirklich jede mögliche Steigung mitnehmen zu wollen. Das ist gut. Nach etwa 30 Kilometern geht es nach Norden. Sehr gut. Denn ich will ich schließlich nach Norden! Auch weiterhin bleiben gewaltige Anstiege oder ständiges Auf und Ab aus. Das wundert mich schon ein bisschen. Gegen Nachmittag fahre ich dann am Galloway Nationalpark vorbei. Hier kommen nun doch ordentlich Höhenmeter auf mich zu. Aber auch hier ist alles irgendwie gut machbar. Ich fahre durch ein großes Waldgebiet. Oder zumindest was noch davon übrig ist. Viele Flächen sind komplett kahl. Teilweise wurde schon wieder aufgeforstet. Es gibt viel Windwurf. Zum Teil ganz frisch. Es ist hier (bis auf ein paar Autos) menschenleer. Natur pur. Hier gibt es viele gute Möglichkeiten zum Zelten. Ein bisschen abseits und niemand würde ein Zelt sehen oder sich daran stören. Doch ich will noch ein bisschen vorankommen. Zudem habe ich nicht genügend Wasser dabei, um zu campen. Durstig kann ich nicht schlafen und mir fehlt Wasser. Darüber hinaus gibt es in Maybole einen Campingplatz. Ja, ich gehe schon wirklich gerne auf einen Campingplatz. Das ist schon etwas bequemer, wenn eine warme Dusche am Abend auf einen wartet. Wobei hier die Duschen meist kochend heiß sind. Man kann die Temperatur nicht einstellen, sondern nur das Wasser auf und zu machen. Heißes Wasser auf einem Sonnenbrand ist toll. Zum Glück ist mein Sonnenbrand am Anfang der Tour geholt habe fast weg.

Über Nacht kam der Regen. Regen die ganze Nacht. Regen beim Frühstück, Regen beim Zelt abbauen, Regen beim packen und Regen beim Fahren. Die Route verläuft zunächst entlang der Schottischen Westküste. Dann verlässt der Weg die Küste und geht durchs Land weiter. Hier gibt's nun auch Höhenmeter zu machen. In den Regenklamotten macht das nicht so viel Spaß, weil ich irgendwann wohl von innen fast so nass bin wie von außen. Jedoch sind die Steigungen nicht ganz so anstrengend wie in Irland. Am Nachmittag verläuft die Route dann entlang einer alten Bahnlinie. Jedenfalls vermute ich das. Denn die Strecke verläuft flach, ohne große Anstiege und über viele Kilometer gerade aus. Da kann ich ordentlich Fahrt machen. Ich muss mich ohnehin ein bisschen beeilen. Denn ich habe Moses, meinen B&B Gastgeber, versprochen um 17 Uhr da zu sein. Von unterwegs schreibe ich ihm, dass es wohl 18 Uhr wird. Die letzten Kilometer durch Glasgow ziehen sich in die Länge. Das liegt unteranderem daran, dass ich immer noch in Kilometern denke, die Schilder hier aber immer Meilen anzeigen. Und das ist schon ein Unterschied. Ich dachte mir heute Morgen noch, dass es heute nur ein kleines Stück von 60 Kilometern bis nach Glasgow gibt. Dass am Ende doch 108 Kilometer daraus geworden sind hat mich ein bisschen überrascht. Es war dann halb sieben, als ich bei Moses an der Türe stand und erst mal um etwas Wasser gebeten habe um meine Sachen zu waschen. Alles war total dreckig. So wollte ich auf keinen Fall in seine Wohnung. Ich wasche die Tasche vom Bobby ab, ziehe meine Regenklamotten vor der Wohnung aus und trage mein Fahrrad noch die Treppe hoch. Dann ist es geschafft. Ich packe die Sachen die heute Morgen beim Packen nass geworden, oder die ich nass eingepackt habe, aus der Tasche vom Bobby aus zum Trocknen. Nur nicht das Zelt. Das muss leider erst einmal nass in seiner Tasche bleiben. Dann kann ich duschen. Oh, was warme Wasser tut gut!! Anschließend ziehe ich mich an und lauf eine Runde durch Glasgow. Ich will in erster Linie einkaufen und etwas essen. Es hat tatsächlich aufgehört zu regnen.

Am nächsten Morgen ist zuerst ein technischer Dienst am Speedy notwendig. Nach dem vielen Regen von gestern muss ich unbedingt die Fahrradkette sauber machen und ölen. Meine Radlerklamotten und auch die meisten anderen Sachen die beim Abbauen und packen im Regen des Vortages nass geworden sind, sind wieder trocken. Ganz wichtig ist mir der Daunen-Schlafsack. Die Strecke führt zügig aus Glasgow hinaus. Es geht zunächst an einem alten Kanal entlang. Das bedeutet, es ist ziemlich eben und ich kann gut in Fahrt kommen. Die Wege sind zwar noch nass, aber von oben gibt's vorerst keinen Regen. Auch wenn die dichten Wolken etwas anderes vermuten lassen. Die Wege sind wirklich gut zu fahren. Ich bin sehr begeistert von den Radwegen hier. Die sind wirklich super. Kein Vergleich zu Irland oder Deutschland! Die ersten 35 Kilometer bis Loch Lomond sind schnell gemacht. Aber dann gibt es doch ziemlich viele Höhenmeter zu fahren. Dazu es geht auch immer wieder auf und ab. Jedoch nicht so krass und auch nicht so oft wie in Irland. So bleibt viel Zeit um die herrliche Landschaft zu genießen. Nachdem ich einen Sattelpunkt erreicht habe, führt der Track wieder viele Kilometer entlang einer alten Bahnlinie. Das bedeutet wenig Steigung und ordentlich Tempo. Das macht richtig Spaß. Es ist wirklich interessant, wohin die Leute früher überall Eisenbahnlinien gebaut haben. Dann erreiche ich in einem Nationalpark. Hier enden die asphaltierten Straßen und Schotter bedeckt nun die Wege. Ich stelle fest: Guter Schotter mit weichen Schlaglöchern ist viel angenehmer zu fahren, als Asphalt mit seinen harten Schlaglöchern. Die Natur hier ist absolut beeindruckend. Wunderschön. An einem See mache ich Rast, esse vom Proviant und trinke ein Bier, dass ich noch von gestern übrighabe. Immer wieder halte ich kurz an, um ein paar Fotos von der wunderschönen Natur zu machen.

Wegen der vielen Stopps komme ich kaum voran, was sich gegen später noch als Problem erweisen wird. Es sind heute recht einfach zu fahrende Kilometer. Das tut auch mal gut. Leider komme ich trotzdem nicht so richtig voran. Trotz der relativ einfach zu fahrenden ehemaligen Bahnlinien über die der Track in weiten Teilen verläuft. Mein Ziel für heute ist Aberfeldy. Das sollte eigentlich gut zu schaffen sein. Denn dort gibt es wieder einen Campingplatz. Den will ich nutzen, weil ich unbedingt mein total nasses Zelt auspacken, trocknen und dann drin schlafen will. Doch die Strecke zieht sich wirklich sehr in die Länge. Immer wieder, wenn ich auf die Schilder schaue, will Aberfeldy mit seinem Campingplatz nicht näherkommen. Ich überlege schon, ob ich unterwegs per Internet eine andere Unterkunft buchen soll. So spät am Abend sind die wenigen (bezahlbaren) Unterkünfte, die es entlang der Route gibt, jedoch alle vergeben. Und so motiviere ich mich eben immer wieder aufs Neue, dass es wirklich nicht mehr weit ist. Irgendwann erreiche ich Aberfeldy. Inzwischen ist es halb zehn. Ein Ladengeschäft hat noch geöffnet. Ich nutze die Chance und kaufe mir Lebensmittel fürs Abendessen, Frühstück und den Proviant für morgen ein. Auf dem Weg zum Campingplatz komme ich noch an einem Chips Shop vorbei. Hunger? Nun, warum eigentlich nicht....? Ich esse noch eine große Portion Pommes und einen Cheeseburger. Veggi hin oder her.... Ich brauche jetzt wirklich erst mal ordentlich was zum Essen, um Energie für morgen zu tanken. Ich bin heute 164 Kilometer gefahren. Der Campingplatz hat seine Rezeption längst geschlossen. Das ist natürlich blöd. Auch die Schranke ist unten und abgeschlossen. Nun ja, mit dem Fahrrad ist das eigentlich kein Hindernis. Ich fahre am Nebeneingang auf das Gelände und schaue mich um, wo die Zelte stehen und baue mein Zelt in der gleichen Ecke auf. Doch Moment... Von Zelt kann leider bei mir keine Rede sein. Ich würde es eher als Wasserschloss bezeichnen. Ich musste es vorgestern im Regen abbauen und völlig nass im Bobby verstauen. Und genauso völlig durchnässt ist es jetzt immer noch. Nix mit Hotel Hilleberg. Alles nass. Ich baue es auf und reibe mit einem Tuch das Innenzelt trocken. Zum Schlafen ist es okay. Hoffentlich scheint morgen die Sonne. Dann ist alles wieder trocken. Ich verstaue meine Sachen im Zelt und gehe duschen. Das tut wirklich gut, auch wenn mal wieder das Wasser kochend heiß ist. Als ich zurück bin, ist das Zelt natürlich immer noch völlig nass. Klar, nachts um 23 Uhr trocknet nichts. Ich stecke das GPS Gerät noch an die Powerbank, trinke ein Bier und schreibe das Tagebuch. Inzwischen ist es kurz vor 1 Uhr. Heute war wirklich ein langer Tag zum Radfahren. Ich muss morgen unbedingt etwas weniger fahren.

 

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 7. Kapitel - Die schottischen Highlands

7. Kapitel - Die schottischen Highlands

Die Nacht war regnerisch. Ich stehe gegen 9 Uhr auf, laufe zur Rezeption und will mich nun erst einmal anmelden. Die Dame dort ist nicht sonderlich erfreut, dass ich nicht die Nummer angerufen habe, die sie an der Türe stehen hat. Okay, das war mir klar. Ich habe gestern Abend auch einfach keine Nummer mehr anrufen wollen. Ich entschuldige mich für den Fehler und denke auch, dass ich es beim nächsten Mal sicher machen werde, wenn ich wieder spät ankomme. Damit ist das Thema dann auch erledigt. Irgendwie komme ich heute nicht richtig in Schwung. Es dauert ewig, bis ich meine Sachen im Zelt halbwegs beisammenhabe. Aufziehende dunkle Wolken helfen dann aber, etwas Schwung in die Sache zu bekommen. Ich ziehe meine Radlerklamotten an, bereite das Fahrrad vor, stecke die Sachen in die Tasche vom Bobby und baue das Zelt ab. Das Zelt hat zwar noch ein paar nasse Stellen, aber kein Vergleich zur völligen Nässe vor ein paar Tagen. Grade als ich das Zelt zusammenrolle, fallen die ersten Tropfen. Das ist jetzt zum Glück nicht mehr schlimm. Hauptsache ist das Zelt ist trocken im Bobby. Als der Schauer so richtig los legt komme ich unter einer Brücke hindurch. Perfekt! Ich nutze die Zeit und mache eine Vesperpause. Das muss auch sein und so leert sich dann auch meine Dose Bier, die ich gestern Abend nicht mehr getrunken habe, weil ich zu müde war. Ich komme nach Pitlochry. Eine kleine Stadt in der sehr viele Touristen unterwegs sind. Der Track führt über meist sehr wenig befahrene Straßen oder extra angelegte Radwege. Es geht einen Pass hinauf. Nicht steil, aber der Gegenwind tut sein Übriges, damit es nicht zu einfach wird. Der Anstieg dauert mehrere Kilometer. Aber ich bin eben auch mitten drin in den schottischen Highlands!! Die Landschaft ist wunderschön. In Invernahavon ist dann auf einem schönen Campingplatz Feierabend. Während ich hier im Zelt sitze und schreibe hat es zu regnen begonnen. Und das nicht zu knapp. Nun ja. Ich kann nur hoffen, dass es bis morgen früh aufgehört hat und ich dann wieder ein trockenes Zelt einpacken kann. Das ist mir schon wichtig. Wie man beim Lesen sicher merken kann.

In der Nacht hat wieder ziemlich viel und stark geregnet. Ich reibe mit einem Tuch mein Zelt erst von innen ab, damit ich nicht jedes Mal vom Kondenswasser der Innenseite nass werde. Anschließend reibe ich das Zelt auch von außen ab. So wird es hoffentlich schneller trocken. Ich frühstücke noch vom Proviant und will dann losfahren. Vielleicht schaffe ich es um 10 Uhr unterwegs zu sein? Auf dem Campingplatz ist noch jemand mit dem Fahrrad. Gestern hat er mein Grüßen ignoriert. Heute, während als ich mein Zelt zusammengepackt habe, packte ihn dann vermutlich doch die Neugier. Roman aus Russland kommt seit Jahren jedes Jahr nach Schottland und macht dort Urlaub. Es gefällt ihm hier sehr gut. Er hat sich vor für mein „Hotel Hilleberg“ interessiert. Gewicht und so. Beim Preis hat er kurz gezuckt. Nun ja Qualität kostet Geld! Wir unterhalten uns noch ein bisschen, aber dann will ich los. Und tatsächlich um Punkt 10 Uhr bin ich unterwegs. Ich bin selber etwas überrascht, als ich beim GPS Gerät auf die Uhrzeit schaue. Ganz so einfach ist die Strecke heute nicht mehr. Die völlig flachen Stücke entlang der alten Bahnlinien hatten mich in den letzten Tagen sehr verwöhnt. Heute ging es meist über hügelige Strecken. Doch kein Vergleich zu Irland. Es gibt lange Strecken die früher mal eine Straße waren. Weil der Verkehr immer mehr zugenommen hat, wurden oft gleich neben der alten Straße neue Autobahnen oder Schnellstraßen gebaut. Die alten Straßen sind entweder für den lokalen Verkehr oder nur noch für Radfahrer freigegeben. Über die ganz hohen Berge führte der Weg nicht. So ist alles mehr oder weniger angenehm zu fahren. Natürlich sind die Anstiege schon auch wieder anstrengend und meine Beine merken auf jeden Fall das Gewicht, dass der Bobby zu schleppen hat. Gegen Mittag komme ich nach Newtonmore. Dort sind ziemlich viele Touristen. Und (wenn ich es noch richtig weiß) gibt es dort eine lokale Eisenbahn die noch mit Dampf fährt. Jedenfalls kam mir so eine schöne alte Dampflokomotive unterwegs entgegen. Für ein Foto hatte ich keine Gelegenheit. Es waren zu viele Bäume im Weg. Nun ging es weiter Richtung Inverness. Das Wetter war heute recht trocken. Hin und wieder mal ein leichter Schauer. Just a shower! Am Nachmittag verlasse ich den Track in biege Richtung Inverness ab. Ich habe ich die 2.000 Kilometer Marke meiner Tour erreicht. Der Weg nach Inverness ist für mich quasi eine Sackgasse. Das heißt ich fahre morgen ungefähr 15 oder 20 Kilometer von Inverness wieder denselben Weg zurück, bis zu der Stelle an der ich dann nach Norden weiterfahre. Trotzdem war es gut den Abstecher nach Inverness zu machen. Eine schöne Stadt. Es gibt viele Touristen hier und man hört immer wieder mal etwas Deutsch. Ich schaue mich ein um. In einer kleinen Gasse entdecke ich einen Chips Shop. Dort hole ich mir was zu essen. Ich kann draußen vor dem Shop sitzen und entspannt essen. Das passt. Nur die deutschen Touristen schauen mich ein bisschen blöd an. Warum??? Keine Ahnung. Ich sitze vor dem kleinen Laden, esse gemütlich und trinke eine Cola. Also nichts Ungewöhnliches. Laut furzen und rülpsen tue ich auch nicht (oder doch…?). Das Essen auf jeden Fall lecker. Ich schaue mir noch ein bisschen die Stadt an, kaufe Proviant für morgen und Bier für heute Abend.

 

Nach einer entspannten Nacht in Inverness fahre ich um halb zehn los. Das ist eine gute Zeit. Zunächst lege ich dieselbe Strecke zurück, die ich gestern nach Inverness gefahren bin. Blindleistung sozusagen. Es sind knapp 15 Kilometer von Inverness bis zurück zum Track. Trotzdem wäre es schade gewesen diesen Abstecher nicht zu machen. Es geht nur eben erst mal ordentlich nach oben, um aus Inverness heraus zu kommen. Mit dem Verlassen von Inverness lasse ich wohl auch die schottischen Highlands hinter mir. Die Berge verschwinden und die Landschaft wird flach. Das freut den Radfahrer natürlich. Hin und wieder gibt es jedoch kurze, steile Anstiege. Die sind im kleinsten Gang gut zu schaffen. In der Ebene hilft der Rückenwind, um einfach und schnell Kilometer zu machen. Ich komme gut voran. Bis zum Nachmittag jedenfalls. Besonders auf neuem Straßenbelag bemerke ich eine Unwucht im Hinterreifen. Ich prüfe die Speichen. Die sind alle okay. Dann stelle ich fest, dass sich ein kleines Stück der Reifenflanke aus der Seitenwand des Reifens ablöst. Das ist nicht gut. So wie es aussieht, werde ich mit diesem Reifen die Tour nicht komplett zu Ende fahren können. Ein neuer Reifen muss her. Noch kann ich weiterfahren. Und so beschließe ich in Aberdeen nach einem neuen Reifen Ausschau zu halten. Doch, wenn ich dort ankomme ist Sonntag. Außerdem wurde die Unwucht immer stärker. Per Internet finde ich einen kleinen Fahrradladen. Dort kann man mir weiterhelfen. Zwar gibt es nicht exakt die Reifenbreite die ich bislang drauf habe, aber der neue Schlappen wird schon bis nach Hause halten. So kann es nun weiter gehen. Ohne Unwucht....

Ich habe durch die Reifenpanne Zeit verloren. Bis zum Campingplatz an dem ich heute Nacht übernachten will sind es schon noch ein paar Kilometer. Die Strecke ist dafür sehr schön. Oft entlang am Meer. Dann durch kleine Städte, etwas entfernt vom Meer. Ein paar Kilometer vor dem Campingplatz kaufe ich noch ein. Milch fürs Frühstück, Proviant für morgen und Bier für heute Abend. Als ich am Campingplatz ankomme und mir einen schönen Platz fürs Zelt herausgesucht habe, gibt es einen Regenschauer. Na ja. Ist nicht so schlimm. Gleich steht das Zelt. Ich packe alle Sachen ins Zelt und dann hört der Regen auch schon wieder auf. Ich schaue jetzt, dass ich zügig ins Bett komme. Morgen gibt's wieder ein schönes Stück zu fahren.

 

Den neuen Tag starte ich mit viel Müsli. Das weicht ein, während ich ein paar Sätze in mein Tagebuch tippe. Ich bin irgendwie noch etwas müde. In der Nacht ging immer ein leichter Wind, was bedeutet, dass mein Zelt trocken ist. Das ist super. Ich hoffe es kommt kein Schauer, bis ich es eingepackt habe. Es dauert eben schon ein bisschen, bis ich alles immer zusammen habe. Dann noch das Geschirr spülen und so weiter. Da geht Zeit drauf, weil ich immer ein Stück laufen muss bis zum Gebäude mit der Küche. Um 9:30 Uhr fahre ich los. Zunächst geht es auf kleinen Nebenstraßen wieder auf und ab. Ähnlich wie in Irland. Nur nicht ganz so steil. Doch bald schon muss ich öfters auf das kleine Kettenblatt wechseln. Sonst komme ich die Steigungen nicht hoch. Es läuft heute nicht so gut. Ich selber bin zwar nicht müde, aber meine Beine schon. Ich komme nicht in Schwung. Nach einigen Kilometern erreiche ich die Küste. Die Aussicht ist wieder herrlich und macht schon wieder etwas mehr Laune. Jedoch zweigt der Weg bald von der Küste ab. Heute muss ich mich schon wirklich motivieren, um weiter zu fahren. Ich mache nach 30 Kilometern eine kurze Pause und esse von meinen Keksen. Auf eine lange Pause mit Brot und Käse habe ich noch keine Lust. Dennoch läuft es nicht besser. Am frühen Nachmittag mache ich nochmal eine Pause. An einem alten Bahnhof gibt es einen Tisch und eine Bank zum Sitzen. Diese Chance nutze ich. Ich packe meinen Proviant aus und esse gemütlich. Eine Radfahrerin hält an und fragt mich nach Öl für ihre Kette. Das habe ich und schnell hört das Quietschen der Kette auf. Dann esse ich weiter. Vom Bahnhof an führt der Weg wieder ein paar Kilometer entlang einer alten Bahnlinie. Da geht es dann zum Glück etwas voran. Außerdem merke ich, dass die Pause gut getan hat und etwas Energie da ist. Bis Aberdeen ist es immer noch weit zu fahren. Es geht nun ständig auf und ab. Den Körper aufheizen und bergab kühlen Muskeln und Gelenke wieder völlig aus. Warm Kleidung anziehen hilft auch nicht viel. Denn ich kann nicht alle zwei Kilometer die Klamotten komplett wechseln. Gegen 17:30 Uhr komme ich in Aberdeen an. Lynn die Gastgeberin ist sehr freundlich. Ich kann mein Fahrrad abstellen, sie zeigt mir das Zimmer und das Bad. Nachdem ich geduscht habe mache ich mich auf den Weg in die Stadt. Ich bin neugierig auf Aberdeen. In einem Chips Shop esse ich zu Abend. Anschließend laufe ich dann noch ein bisschen durch die Stadt. Gegen 21 Uhr bin ich wieder zu Hause. Ich schaue mir die Strecke für die nächsten zwei Tage an. Übermorgen will ich in Edinburgh sein. Ein Zimmer buche ich jetzt schon, da es in der Stadt keinen Campingplatz gibt. Weit außerhalb will ich auch nicht zelten.

 

Am nächsten Morgen packe ich meine Sachen zusammen, trage alles zum Ausgang, verabschiede mich von Lynn und starte das GPS-Gerät. Doch was ist das? Das GPS-Gerät meldet, dass es keine Satelliten finden konnte? Was soll der Mist?! Ich bestätige die Meldung und schalte das Gerät aus und starte es erneut. Aber Fehlanzeige. Nichts geht mehr. Es schaltet sich sofort wieder aus. So ein Mist!! Eine halbe Stunde, oder gar noch länger versuche ich irgendwie das Gerät wieder zum Laufen zum bekommen. Ich versuche es zu laden. Ohne Erfolg. Ich versuche es mit dem USB-Kabel und dem USB-Modus. Ohne Erfolg. Das Gerät schaltet sofort nach dem ersten Start Bildschirm wieder aus. So eine Scheiße!!! Zum Glück habe ich den Track noch auf dem Smartphone gespeichert und kann das Smartphone zur Navigation nutzen. Außerdem gibt es genügend Schilder entlang des Weges. Ich beschließe jetzt nicht noch mehr Zeit damit zu verschwenden dieses Stück Elektronikschrott (dass es im Augenblick einfach ist!!!,) wieder zum Leben zu erwecken. Es ärgert mich natürlich gewaltig einfach nur dumm da zu stehen. Ich mache mich jetzt auf den Weg. Die Route führt wieder durch kleine Dörfer entlang der Küste. Das ist eine sehr schöne Strecke! Leider bleibt es nicht ewig so. Schnell wird es hügelig. Gegen Mittag kommt die Sonne heraus und wärmt. Immer wieder schaue ich an Abzweigungen aufs kaputte GPS-Gerät um sicher zu sein, dass der Weg auch stimmt. Gewohnheit. Wenn ich wirklich nicht sicher bin, muss ich anhalten, absteigen, das Gespann sicher abstellen, den Rucksack abnehmen, mein Smartphone herausholen, nachschauen und anschließend wieder alles sicher verstauen. Erst dann kann ich weiterfahren. Ich will das Smartphone auf keinen Fall den ganzen Tag direkt am Fahrrad fest machen. Die Vibrationen sind sehr stark. Und wenn Smartphone nun auch ausfällt, weil es einen Wackelkontakt oder sonst etwas hat, dann stehe ich wirklich ohne jegliche Navigation da. Ich habe mich nun wirklich genug über das blöde GPS-Gerät geärgert. Jetzt will ich auch mal wieder Spaß an meine Radtour haben! Es geht immer entlang der Küste. Mal über Stock und Stein, mal ein paar Kilometern landeinwärts durch die Hügel. Ich merke, dass bei mir im Augenblick die Luft raus ist. Ich habe nicht mehr viel Lust zum Radfahren. Wahrscheinlich liegt es einfach an dem blöden GPS-Gerät, das mir die Laune verdorben hat. Ich fahre noch bis Monifieth. Dort gibt es einen Strand-Campingplatz direkt an der Strecke. Ich bin heute schon ein gutes Stück nach Edinburgh vorangekommen. Als ich den Campingplatz erreiche ist in der Rezeption niemand mehr. Ich rufe die Telefonnummer an, die für solche Fälle dort angegeben ist. Man erklärt mir, wo ich mein Zelt aufbauen kann und so weiter. Für heute ist es dann auch wirklich genug. Nachdem das Zelt steht fahre ich ein paar hundert Meter in die Stadt hinein und halte nach einem Chips Shop Ausschau. Hier gibt es einen asiatischen Schnellimbiss. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt abends irgendwo etwas Warmes zum Essen zu holen und am Campingplatz in Ruhe zu Essen. Nach dem Abendessen muss ich noch einkaufen. Der Supermarkt hat laut Internet bis 23 Uhr geöffnet. Somit kein Grund zur Eile. Als ich nach dem Abendessen dorthin fahre ist alles dunkel und der Laden hat zu. Um kurz nach 20 Uhr??!?! Was soll das denn?!? Wegen einer Veranstaltung geschlossen. Mist! Auf der anderen Straßenseite gibt es noch einen kleinen Laden. Der hat Milch fürs Frühstück, Bier für nachher und Wasser. Mehr brauche ich nicht.

 

Am nächsten Morgen verlässt der Weg die Küste und führt ins Inland. Dann über die Tay Bridge bei Dundee. Eine wirklich sehr lange Brücke. Zum Glück gibt es einen extra Weg für Fußgänger und Radfahrer. Am Nachmittag geht es dann einfach immer wieder auf und ab. Mit der Aussicht auf die Landschaft und einem Ruhetag in Aussicht lässt es sich gut fahren. Doch der Weg bis Edinburgh ist weit. Das habe ich etwas kürzer eingeschätzt. Am frühen Abend erreiche ich dann den Forth River und die Forth River Road Bridge. Nun sind es noch 20 Kilometer bis Edinburgh. Diese Brücke über den Fluss ist schon ein sehr beeindruckendes Werk der Technik! Ich weiß nicht wieviel Kilometer lang, aber es kommt mir fast ewig vor, bis ich das andere Ende der Brücke erreicht habe. Parallel dazu gibt es noch eine Brücke für die Autobahn und noch eine sehr alte Brücke für den Zugverkehr. Ich mache ein paar Bilder und fahre weiter. Der Weg führt in die Innenstadt. Die Beschilderung ist gut. An einem Punkt den ich mir zuvor markiert habe muss ich den Track verlassen und Richtung Unterkunft abbiegen. Die Navi-App vom Smartphone leitet mich zur Unterkunft. Wunderbar. Ich checke ein. Außerdem kann ich auch die Buchung für das Zimmer auf zwei Nächte zu verlängern. Wunderbar! Ich bringe den Bobby samt Tasche ins Zimmer. Speedy muss draußen am Fahrrad-Abstellplatz bleiben. Ich habe zwei Schlösser. Dann wird den Speedy auch niemand klauen. Ich kaufe noch schnell ein. Ich habe einen riesengroßen Durst auf ein oder zwei Bier. Aber leider ist es schon nach 22 Uhr und da gibt es in Schottland im Supermarkt kein Bier mehr. Scheiße... Aber egal. Dann trinke ich einfach Wasser. Ich muss mich unbedingt um meine Wäsche kümmern. Die Radlerklamotten müssen unbedingt gewaschen werden. Wenn das gemacht ist kann ich mir die Stadt anschauen! Aber jetzt gehe ich erst mal ins Bett!

 

Heute ist ein Ruhetag. Ich brauche eine Pause. Meine Beine sind müde und die Motivation ist auch nicht hoch. Vor allem sollte ich die Wäsche waschen. Und wirklich, ich brauche eine Pause und gehe den Tag ganz in Ruhe an. Gegen Mittag habe ich die Wäsche fertig. Genau dann beginnt es zu regnen. Da bin ich jedoch schon stärkeren Regen gewohnt und mache mich auf den Weg in die Innenstadt. Zuerst zum Observatorium. Von dort habe ich einen guten Überblick über die Stadt. Dann laufe ich hoch zum Schloss. Dort ist sehr viel Gedränge. Gegen 15 Uhr tun mir die Füße weh vom Laufen. Die Latschen die ich dabei habe sind gut geeignet um ein bisschen in der Stadt zu laufen. Es sind keine Wanderschuhe. Zum Mittagesse suche ich einen Chips-Shop. Anschließend bin ich dann zur Unterkunft gelaufen und habe mich dort erst mal ins Bett gelegt. Zwei Stunden später wache ich wieder auf. Nun, das war dann wohl nötig. Ich schaue mir noch den weiteren Verlauf der Reise an. Im Besonderen wo es Campingplätze gibt und ob denn noch weitere Berge zu durchqueren sind. So wie es aussieht werden die nächsten zwei Tage nochmal durchaus anstrengend werden. Zwischen Edinburgh und Newcastle liegt ein Gebirge. Und damit jede Menge Hügel. Ich nehme mir vor, diese Etappen kurz zu machen um nicht gleich wieder alle Energie zu verschwenden. Hinter Newcastle wird es offenbar flach.

Und kurz nach 7 Uhr wache ich auf und starte in den Tag. Heute geht's weiter mit der Reise. Ich hoffe, dass meine Beine wieder mehr Lust haben auf Radfahren. Nun sehe ich zu, dass ich loskomme. Ich will schließlich nicht in Edinburgh bleiben. Ich packe meine Sachen zusammen, gebe den Zimmerschlüssel ab und fahre los. Zunächst bis zu dem Punkt, an dem ich vorgestern den Track verlassen habe. Dann folge ich der Beschilderung. Die Beschilderung ist gut und so komme ich ohne Probleme aus Edinburgh heraus. Es dauert allerdings ungefähr 10 bis 15 Kilometer, bis ich auch die ganzen Vororte hinter mir gelassen habe. Über kleine Landstraßen geht es weiter. Heute weht ein kräftiger Gegenwind, der die Fahrt anstrengend macht. Schade denke ich immer wieder. Wenn das Rückenwind wäre, dann würden vermutlich die Reifen qualmen. Aber so glühen höchstens meine Muskeln. Nun ja. Man kann sich die Sache auch schlecht reden. Nach und nach kommen die Berge näher, die ich gestern schon auf der Karte gesehen habe. Sehr hoch sind die zwar nicht, aber trotzdem quasi kahl. Keine Bäume, nur Gras, ein paar Sträucher und natürlich jede Menge Schafe....

Bergauf mit kräftigem Gegenwind. Das ist schon kurz gesagt einfach scheiße! Ein bisschen nervt mich das grade schon. Aber es hilft nichts. Dafür ist die Landschaft wieder sehr schön. Zwischendurch überhole ich noch einen Radfahrer, der sich auch den Berg hocharbeitet. Ein bisschen motiviert mich das. Jemand, dem es auch nicht besser geht wie mir. Wie stark der Wind ist merke ich erst so richtig, als es wieder bergab geht. Eigentlich würde ich hier ordentlich bremsen müssen, aber das Gegenteil ist der Fall: Ich muss kräftig treten, damit ich nicht zum Stehen komme. Verflixter Wind!! Nach und nach komme ich wieder in etwas geschütztere Lagen. Auch die Bäume werden wieder zahlreicher und dichter. Bald sieht es aus wie im Schwarzwald. In Innerleithen mache ich einen kurzen Stopp. In einem kleinen Laden laufe ich etwas Obst und frischen Käse fürs Mittagessen. Innerleithen könnte wirklich auch eine kleine Stadt im Schwarzwald sein. Jedenfalls von der Umgebung her. Ich fahre bis Melrose. Dort ist der einzige Campingplatz weit und breit. Und somit ist dann auch nach knapp 100 Kilometern Schluss für heute. Der nächste Campingplatz wäre für heute zu weit entfernt. Der Campingplatz liegt direkt am Weg. Ich muss nicht lange suchen. Und mit dem Zelt einen Platz zu bekommen ist gar kein Problem. Nach dem Duschen mache ich mich auf den Weg ins Dorf. Ich halte nach einen Chips Shop Ausschau und werde schließlich auch fündig. Nach einem ordentlichen Abendessen gehe ich noch einkaufen fürs Frühstück (und noch etwas zu trinken für heute Abend). Zurück am Campingplatz mache ich es mir im Zelt bequem.

 

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 8. Kapitel - England

8. Kapitel - England

 

Am nächsten Tag fahre ich kurz vor 10 Uhr los. Der Weg aus Melrose hinaus ist leicht zu finden. Mein Ziel für heute ist Berwick-upon-Tweed. Die kleine Stadt an der Küste ist ungefähr 80 Kilometer entfernt. Das ist sicher nicht so viel, aber warum sollte ich mir wieder so viel vornehmen. Der Weg führt zunächst nach Osten und immer wieder auch mal ein bisschen nach Norden. Das ist zwar nicht ganz meine Richtung, aber der kräftige Rückenwind lässt die Kilometer wirklich sehr gut machen. Der Weg führt immer über kleine Sträßchen mit wenig Verkehr. Gehen 14 Uhr erreiche ich Berwick-upon-Tweed. Gefahren bin ich knapp 80 Kilometer. Das ist schon ein bisschen wenig, entscheide ich und schaue im Internet, wo es noch weiter Campingplätze gibt. Auch wenn die Stadt wirklich schön an der Küste liegt, sicher einen schönen Campingplatz und einen leckeren Chips Shop hat, möchte ich schon gerne noch ein bisschen weiterfahren. In Waren gibt es den nächsten Campingplatz. Das wären nochmal 40 bis 50 Kilometer. Nun ja... Dann los! Der Weg führt zunächst am Strand entlang, dann führt er durch die Dünen. Sehr schön und auch ganz gut zu fahren. So macht die Tour richtig Spaß! Die Sonne kommt auch ein zwischen den Wolken durch. Ich merke, dass die Wärme, die der Wetterdienst für Deutschland angekündigt hat, nun auch hier angekommen ist. Es ist wirklich, als hätte jemand die Heizung eingeschaltet. Der Weg verläuft leider nicht die ganze Zeit am Meer entlang. Bald biegt er wieder ins Inland ab. Nun gibt es auch wieder Höhenmeter. Damit habe ich dann aber die letzten Berge in Schottland hinter mir gelassen. Der Wind wird wieder ein Thema. Ziemlich kräftig weht der Wind mal wieder in die falsche Richtung. Nun ja. Ich komme voran. Am späten Nachmittag gibt es dann noch etwas Regen. Am frühen Abend erreiche ich den Campingplatz in Waren bei Bamburgh. Der Campingplatz ist sehr voll. Zum Glück bekomme ich noch einen Platz fürs Zelt. Leider ist es hier nicht so wie in Irland, wo man einfach irgendwo sein Zelt auf dem Campingplatz aufstellen darf. Es gibt strenge Vorschriften zum Beispiel der Abstand zum Nachbarn und so weiter. Brandschutz macht schon Sinn. Somit wäre der Tag für heute erledigt. Ach ja, ich merke leider schmerzhaft, dass ich nicht mehr in Schottland bin. Es gibt kein Tennent's Bier mehr. Nur noch eine Dose, die ich noch im Rucksack habe. Das englische Bier schmeckt im Vergleich zum Tennant's wirklich nicht so gut. Oder zum Teil auch echt scheiße....

Zum schlechten Bier kam dann am nächsten Morgen noch schlechtes Wetter hinzu. Ich werde heute wohl mal wieder im Regen fahren. Nicht grade tolle Aussichten. Doch während ich noch gemütlich beim Frühstück sitze, hört der Regen auf und die Sonne kommt heraus. Wunderbar! Ich esse noch schnell mein Müsli leer und reibe das Zelt trocken. Außerdem baue ich noch kurz das Solarpanel auf, denn die Powerbank ist ziemlich leer und heute Abend muss ich mein Smartphone wieder aufladen. Wenigstens muss ich nicht noch zusätzlich das GPS-Gerät laden. Ein Vorteil....

Während ich mein Zelt zusammen lege und einrolle kommen schon wieder Regentropfen vom Himmel. Zum Glück hört es gleich wieder auf. Ich bin um kurz vor 10 Uhr startklar und mache mich auf den Weg. Die Strecke verläuft wieder über viele kleine Nebenstraßen. Erst nach Nordosten zur Küste. Und dann wieder ein bisschen ins Inland und gegen Mittag wieder zur Küste. Der Weg führt nun durch die Dünen. Das macht Spaß zum Fahren. Allerdings ist es sehr rutschig auf den engen Wegen zwischen den Dünen. Außerdem sind die Wege teilweise steil. Wenn ich nicht sehr gut aufpasse gerate ich aus der nur 20 cm breiten Spur aufs nasse Gras. Weil meine Fahrradreifen jedoch eher für Straßen ausgelegt ist, als für nasses Gras, fahre ich teilweise wie auf Schmierseife. Zweimal habe ich kurz die Kontrolle über das Gespann verloren und nur wie durch ein Wunder bin ich nicht vom Fahrrad gefallen oder habe mir weh getan. Ich war mir zweimal ziemlich sicher: Jetzt tut es gleich weh und ich liege im Dreck... Zum Glück ist nichts passiert. Für die schöne Landschaft hatte ich dann allerdings kaum noch ein Auge. Von weitem sehen die Regenschauer schön aus. Aber nur solange sie einen nicht einholen. Heute gab es einige Regenschauer. Teilweise sehr kräftig. Bei den leichteren Schauern bin ich einfach weitergefahren und dachte an den älteren Herrn an einem der ersten Campingplätze: Marten, it's just a shower...!!

Gegen Mittag hatte ich Glück. Ich wollte im Supermarkt etwas zum Essen kaufen, als ein leichter Schauer zum Starkregen wurde. Glücklicher Weise war ich im Trockenen. Als es nachgelassen hat, bin ich weitergefahren. Die Sonne schien, als wäre nichts gewesen. Und so gab es den ganzen Tag immer wieder mal eine Dusche. Am Nachmittag gab es nochmal einen sehr kräftigen Schauer. Da ist das Wasser sogar aus dem Kanal herausgekommen und hat den Deckel angehoben. Noch zwei bis drei Stunden bis zum nächsten Campingplatz. Weil ich gestern Abend gehört habe, dass die Ferien in England begonnen haben und die Campingplätze besonders jetzt am Wochenende sehr voll sind, beschließe ich dort anzurufen, um vorab zu reservieren. Am Telefon erklärt man mir dann: Sorry, no Tents allowed on our site. Uff, was soll denn der Blödsinn...!!?!?!. Der nächste Campingplatz, der halbwegs in der Nähe der Route liegt, kommt erst hinter Newcastle. So weit will ich nicht mehr fahren! Also schaue ich was es sonst noch in der Nähe von Newcastle gibt. In Whitley Bay werde ich fündig. Ich buche die Übernachtung via Internet. Dann gibt es heute eine feste Unterkunft. Der Weg verläuft nun leider durch irgendwelche hässlichen Industriegebiete. Am Nachmittag erreiche ich die Unterkunft. Die Gastgeberin ist sehr freundlich. Ich kann mein Fahrrad und den Bobby in einen kleinen Hof hinter dem Haus abstellen mit dem Wasserschlauch sauber machen. Die Tasche vom Bobby ist ebenfalls völlig dreckig und bekommt auch eine gründliche Wäsche. Nachdem ich dann geduscht habe mache ich mich auf den Weg zum Abendessen. Ich halte wieder nach einem Chips Shop Ausschau und esse gemütlich dort zu Abend.

 

Die nächste Etappe startet ganz efreulich. Bis Tynemouth verläuft der Weg immer am Ufer entlang. Gesäumt von einer ewig langen Promenade. In Shields muss ich mit der Fähre übersetzen. Die Fahrt dauert nur gut 10 Minuten. Bis Sunderland geht es immer am Ufer entlang. Hinter Sunderland verlässt der Weg dann das Ufer und wird wirklich zu einem ganz üblen Dreck Weg. Der Weg wird nicht gepflegt. Es gibt riesige Schlaglöcher und das Gestrüpp vom Wegrand reicht sehr weit in den Weg hinein. Brennnesseln und Dornen inklusive. Überall, wo "Zivilisation" in der Nähe ist, liegt Müll herum, dass es nur so graust! Dazu liegen jede Menge Scherben auf den Wegen. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich heute angehalten habe, um meine Reifen auf kleine Glassplitter zu kontrollieren. 10-mal bestimmt! Immer wieder gibt es Stellen, an denen jemand versucht hat ganze Müllhaufen zu verbrennen. Die Überreste von Matratzen liegen noch herum. Zu sehen gibt es nicht viel, da das Gestrüpp überall sehr hochwächst. Es ist, als fährt man in einem Tunnel. Spaß macht mir das überhaupt nicht! Am Nachmittag führt dann der Weg durch einige größere Städte und deren Industriegebiete und Hafenanlagen. Norton, Portrack und Middlesborough um ein paar davon zu nennen. Hier wird der Weg zum Suchspiel. Es gibt Stellen, da weicht der Weg von dem Track ab, den ich im Smartphone gespeichert habe. Ich folge der Beschilderung. Doch plötzlich sind die Schilder weg, oder durch Vandalismus zerstört. So bleibt mir nichts anderes übrig, als zum letzten bekannten Punkte zurück zu fahren und dann dem Track auf dem Smartphone zu folgen. Vereinzelt tauchen dann auch wieder Schilder auf. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass ich mich wohl in den Städten nicht 100% auf die Beschilderung verlassen kann. Am Abend erreiche ich dann den Campingplatz in Redcar. Eine sehr nette Dame am Empfang rettet den Tag. Ich hole mir etwas zum Abendessen. Anschließend kläre ich, wie es mit der Tour weitergehen wird. So ganz sang- und klanglos werde ich die Tour nicht beenden. Ich will schon noch ein paar Tage fahren. Bis Hull. Von dort gibt es eine Fähre nach Rotterdamm. Auf der Fähre muss ich eine Kabine buchen, was ich eigentlich nicht will. Schlecht schlafen kann ich auch für weniger Geld, wenn ich daran denke, wie laut es auf der letzten Fähre von Roscoff nach Cork war. Eines ist auf jeden Fall sicher: Ich werde nicht mit aller Gewalt die Kilometer bis Harwich auf dem Fahrrad runterreißen. Das lohnt sich hier überhaupt nicht!

Der Zug von Hull nach Harwich kostet fast 180 Euro. Und ich habe keine Gewissheit, ob ich mit dem Fahrrad und dem Bobby in den Zug einsteigen kann. So entscheide ich mich dafür, die Fähre ab Hull zu buchen. Die kostet zwar auch knapp 200 Euro. Dafür ist der Transport von Speedy und Bobby kein Problem. Ich mache die Buchung fertig. Am Mittwochabend läuft die Fähre in Hull aus. Bis dahin muss ich die Strecke zurückgelegt haben. Damit wäre die Frage wie es weitergehen wird geklärt.

 

Die vergangene Nacht war leider nicht erholsam. Der Wind ist in der Nacht so sehr aufgefrischt, dass ich um Mitternacht aufgewacht bin. Mein Hotel Hilleberg ist da schon fast davongeflogen. Der Wind zerrte sehr heftig am ganzen Zelt. Ich habe die Heringe so tief in den Boden gesteckt, wie es möglich war. Beim Aufstellen des Zeltes habe bereits eine geschützte Stelle zwischen einem Gebäude und einer hohen Mauer ausgesucht. Der Wind konnte es trotzdem teilweise kräftig erfassen. Ich dachte wirklich, dass es das Zelt heute Nacht noch zerreißen wird. Auch am Morgen ist der Wind noch sehr kräftig. Man hört, wie die Nordsee kocht! Es ist halb sieben, als ich aufstehe und mir mein Frühstück mache. Ich bin gespannt, wie ich bei dem Sturm heute mit dem Fahrrad vorankomme. Nachdem ich gefrühstückt habe versuche ich möglichst schnell mein Zelt in die Tasche vom Bobby zu bekommen. Denn es sieht schon wieder sehr nach Regen aus. Ich packe schnell zusammen und versuche dann mein Zelt noch ein bisschen zu trocknen.  Das Trocknen geht dank des sehr starken Windes recht gut. Das Zusammenlegen dann schon deutlich schwieriger. Eigentlich ist es ein Ding der Unmöglichkeit. Der Wind reißt das Zelt sofort in irgendeine Richtung davon. Damit es nicht zu einfach wird verteilt eine kräftige Windböe meinen Müll übers komplette Gras. Verdammt. Ich renne dem Müll hinterher und sehe grade noch, wie eine weitere Windböe mein Zelt aufs Korn nimmt und über die Mauer des Campingplatzes wirbelt. Nicht gut... So verteilt sich der Müll erst mal wieder. Den sammle ich ein, nachdem ich mein Zelt wieder unter Kontrolle habe. Doch ich gebe es auf, das Zelt sauber zu falten und ordentlich in den Beutel zu packen. Ich rolle es irgendwie ein und stecke es dann in den Sack, wo es hingehört. Dann kümmere ich mich um den Müll. Es ist kurz nach 9 Uhr als ich los fahre. Zunächst geht es durch Redcar hindurch und weiter zur Promenade Richtung Südosten. Die Wege sind sehr gut gemacht. Es gibt viele Touristen. Später verläuft der Weg entlang Küste oberhalb der Klippen durch die Dünen. Der Weg ist sehr schmal und zum Radfahren wirklich sehr anspruchsvoll. An einer Stelle muss ich das Gespann auseinander bauen und 50 Meter eine Treppen hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf tragen. Dann erreiche ich eine kahl gefressene Wiese. Der Weg führt gradewegs steil bergauf. Keine Chance das zu fahren. Zu steil, der Untergrund zu weich und meine Reifen sind zu glatt. Es sind die ersten und hoffentlich einzigen 100 Meter, die ich schieben muss. Glücklicherweise verläuft der weg dann wieder entspannt durch die Dünen. Wenig später stehe ich vor einem Verkehrsschild, muss an meine Bremsbeläge denken und kurz schlucken. 25% Gefälle, das ist verdammt steil. Und vermutlich geht es auf der anderen Seite dann auch genauso steil wieder hoch...!?!?! Wie auch immer...  25%! Ich bin sehr langsam bergab gefahren. Doch als ich unten ankomme, haben meine Bremsen geraucht!!! Denn das Gefälle war nicht nur sehr steil, sondernauch noch sehr lang. Ich erreiche ein kleines Fischer-Dorf und wie vermutet ging es nach dem Dorf auch wieder mit 25% Steigung nach oben. Ganz ehrlich, ohne angeben zu wollen: Was sind schon 25% Steigung nach über 3.000 Kilometern bergauf und bergab fahren?

Nach dieser Bergprüfung verläuft der Weg durchs Inland. Ich muss jetzt endlich mal Gas geben. Es ist schon 14 Uhr und ich bin gerade mal 50 Kilometer gefahren. Schließlich erreiche ich die Stadt Whitby. Von dort verläuft der Weg auf einer alten Eisenbahnstrecke bis nach Scarborough. Die nächsten fünf oder mehr Kilometer zwar stetig bergauf, aber immerhin keine Stellen, an denen ich mein Fahrrad und den Bobby tragen muss. Besonders gut ausgebaut ist die Strecke leider nicht. Teilweise wachsen die Sträucher ganz in den Weg hinein. Und die unzähligen Schlaglöcher lassen kein besonders hohes Tempo zu. Also schleiche ich auf dem Weg mit 15 km/h daher bis Scarborough. In Scarborough mache ich eine kurze Rast und schaue im Internet wo der nächste Campingplatz zu finden ist. Es wären noch 15 Kilometer. Das ist kein Problem. Das mache ich, denn bis Scarborough waren es grade mal 90 Kilometer. Leider sind auf dem Campingplatz mal wieder keine Zelte erlaubt....! Ja so ein Dreck!!! Nun gut, dann nehme ich ein Zimmer in Scarborough und Schluss mit der Tour für heute. Per Internet finde ich schnell eine günstige Unterkunft. Die ist auch gut gelegen. Passt also alles gut zusammen. Nach dem Duschen mache ich einen Spaziergang durch Scarborough und ich muss sagen:

"I really like Scarborough"! Eine schöne Stadt an der Küste. Es gibt ein großes Schloss, dass aber so weit oben am Berg liegt, dass ich keine Lust hatte dort hinauf zu laufen. Ich bin lieber zum Strand hinunter gelaufen und habe das bunte Treiben dort angeschaut. Es gab zahllose Touristen dort, jede Menge Fress-Buden und Geschäfte in den sie allen möglichen Kleinkram verkauft haben. Als es dunkel wird mache ich mich auf den Weg zurück zur Unterkunft. Ich will noch ein paar Sachen waschen und dann so langsam ins Bett. Morgen ist der letzte Tag, den ich komplett in England mit dem Fahrrad unterwegs bin. Es soll morgen auch warm werden. Uff, ich habe heute Nachmittag schon kräftig geschwitzt.

Die Nacht in der Unterkunft war ganz angenehm. Ich habe gestern nach der Ankunft meine feuchten Sachen so gut es ging im Zimmer verteilt. Besonders wichtig ist mir hierbei immer der Schlafsack. Denn die Daumen vertragen die Feuchtigkeit nicht. Über Nacht sind die Sachen dann soweit trocken geworden, dass ich alles ohne Probleme die nächsten Tage in der Tasche vom Bobby lassen kann. Außerdem habe ich gestern Abend noch ein paar Radlerklamotten von Hand gewaschen. So habe ich am Donnerstag, wenn ich in Rotterdam von Bord gehe ein paar frische Fahrradklamotten. Auch die Fahrradkleidung ist halbwegs trocken geworden. Die restliche Feuchtigkeit trocknet während der Fahrt hinten am Rucksack und auf der Tasche vom Bobby.

Weil ich alle Sachen im Zimmer verteilt habe zum Trocknen, dauert es länger bis ich alles wieder eingepackt habe. Um kurz nach halb zehn komme ich los. Von der Unterkunft geht's zunächst ein kurzes Stück bergauf, damit ich wieder den Track erreiche. Aus Scarborough finde ich gut und schnell hinaus. Die Stadt hat mir auch irgendwie gefallen. Zunächst geht es an der Küste weiter. Die Aussicht auf den blauen Himmel und das Meer ist herrlich! Doch bald verlässt der Track die Küste und führt ins Inland. Die Strecke verläuft ziemlich flach. Genau richtig, um in Fahrt zu kommen. Bald kommt ein Anstieg mit 16%. Zu früh gefreut. Aber inzwischen bringen mich solche Anstiege auch nicht mehr aus der Fassung. Nur der Verkehr...! Es ist leider keine kleine Nebenstraße. Zwar sind nicht viele Autos unterwegs an diesem Morgen auf der steilen und kurvenreichen Strecke, aber die Autofahrer fahren wie die Verrückten! Überholen trotz Gegenverkehr, dann mit hoher Geschwindigkeit und 50cm Abstand am Radfahrer vorbei, oder den Gegenverkehr zum starken Abbremsen zwingen. Unglaublich...! Nun ja, zum Glück muss ich hier nicht lange fahren. Bald ist der Weg wieder weg von der Straße und ich fahre auf kleinen Nebenstraßen weiter. Die Straßen sind halbwegs gut und ich kann nochmal richtig Gas geben. Sehr zum Ärger für manche Leute auf dem Rennrad. Die mögen es bekanntlich gar nicht, von einem Mountainbiker überholt zu werden. Und dann auch noch von einem Mountainbiker mit einem Gepäck-Anhänger!!! Gegen Mittag macht der Track nochmal einen Abstecher zum Meer. In Sewerby mache ich Mittagspause und genieße die Sonne. Dann geht es zurück Richtung Inland. Mit genügend Wasser zum Trinken ist die Wärme heute zu ertragen. Es ist merklich wärmer als in den letzten Tagen. Nach knapp 100 Kilometern mache ich nochmal eine Rast und schaue auf der Karte, wie weit es denn überhaupt noch bis Hull ist. Eigentlich wollte ich erst morgen in Hull ankommen. Ich hatte vorsichtig kalkuliert, damit ich auf keinen Fall großen Stress habe, um die Fähre zu erreichen. Nun sieht es so aus, dass es noch 30 Kilometer sind bis Hull. Die schaffe ich auf jeden Fall auch noch heute ohne Probleme. Somit habe ich morgen den ganzen Tag über Zeit in Hull und kann entspannt am Abend zur Fähre. Ich suche im Internet nach einer Unterkunft. Kurz vor 18 Uhr erreiche ich das Hotel Royal in Hull. Nach der Anmeldung kommt jemand und bringt mein Fahrrad zum Abstellraum. Die Wärme heute war schon anstrengend. Außerdem bin ich ein bisschen traurig, denn hier ist nun meine Tour zu Ende. Irgendwie bin ich auch froh, die letzten Wochen ohne Unfall oder sonstigen Probleme geschafft zu haben. Es war eine sehr schöne Tour!

 

Glücklicherweise habe ich heute Nacht eine Unterkunft genommen und nicht am Campingplatz geschlafen. Das mache ich auf meinen Touren eigentlich immer, die letzten ein oder zwei Nächte wenn möglich nicht mehr zelten. Damit kann das Zelt, der Schlafsack und alles andere trocken eingepackt werden. Je nachdem kann es schließlich ein paar Tage dauern, bis ich die Sachen dann zu Hause auspacken kann. Und das ist nicht gut. Ich habe gestern Abend noch Proviant für die Fähre eingekauft. Jede Menge Scones. Lecker! Grundsätzlich aber achte ich grade sehr darauf nicht mehr so viel zu essen wie in den letzten Tagen. Auch wenn es schwerfällt. Ohne die viele Kilometer auf dem Fahrrad brauche ich auch nicht mehr so viel zu essen. Gegen 10 Uhr checke ich aus, aber lasse mein Gepäck noch im Hotel. Ich schaue mich ein bisschen im Hull um. Zum Mittagessen gehe ich in einen Chips Shop. Und dann wird es allmählich auch Zeit, dass ich mich in aller Ruhe auf den Weg zum Hafen mache. Aber auch da ist noch genügend Zeit. Es ist heute echt verdammt warm und die paar Kilometer zum Hafen bringen mich nochmal ganz ordentlich ins Schwitzen. Am Gebäude von P&O Ferries frage ich, wo ich denn hinmuss. Ich fahre über eine große Rampe in die Fähre hinein. Dort weist man mir einen Platz fürs Fahrrad zu. Ich trage mein Gepäck in die Kabine und schaue ich mich ein bisschen auf der Fähre um. Etwas wehmütig gönne ich mir ein offizielles Abschiedsbier. Damit wäre die Tour beendet. Schade! Vielleicht gibt es morgen nochmal in Rotterdam ein Stück zum Fahren. Von der Fähre zum Bahnhof.

Ich freue mich auf die Überfahrt. Es scheint sehr ruhig zu werden. Kaum Wind. Allerdings braut sich ein Gewitter über Hull zusammen. Kein Wunder, nachdem es so schwül war den ganzen Tag. Ich bin auch gespannt, wer noch in der Kabine ist. Es sind aber auch noch ein paar Stunden, bis die Fähre ausläuft. Ich habe Hunger und esse vom Proviant. Bis jetzt ist noch immer niemand außer mir in der Kabine. Nachdem ich eine Ladung Scones vertilgt habe suche ich mir in einer Bar einen ruhigen Platz, genieße ein Bierle und schaue zu, wie wir ablegen. Später dann gehe ich noch an Deck, denn es ist draußen wärmer als drin. Blöde Klimaanlage. Bis die letzten Lichter verschwunden sind stehe ich noch am Heck der Fähre. Dann mache ich mich so langsam auf den Weg ins Bett. Ich bin alleine in der Kabine.

 

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Irland - Schottland Tour 2019 - 9. Kapitel - Die Niederlande

9. Kapitel - Die Niederlande (Hitzeschlacht)

 

Ich habe mir gestern Abend im Navi den Radweg von Rotterdam nach Nijmegen angeschaut. Irgendwie gefällt mir die Idee, diesen Weg auch noch zwei Tage zu fahren. Ich muss ohnehin aufs Rad, um vom Hafen zum Bahnhof zu kommen. Warum nicht gleich noch ein Stück weiterfahren? Das werde ich tun. Zeit habe ich und in Holland Radfahren will ich einfach mal machen.

Die Fähre fährt in den Hafen von Rotterdam. Wir werden aufgefordert zu unseren Fahrrädern oder Fahrzeugen zu gehen. Wenig später öffnet sich das riesige Tor der Fähre und es kann los gehen. Ich muss daran denken nun wieder auf der rechten Seite zu fahren. Ich unterhalte mich noch kurz mit einem Radfahrer der auch von der Fähre gestartet ist und zum Bahnhof in Rotterdam radeln will. Ich kann ihm leider nicht weiterhelfen, da ich beschlossen habe nicht in Rotterdam in den Zug zu steigen, sondern noch ein Stück durch die Niederlande zu radeln. Das sage ich ihn auch so. Er würde vielleicht auch auf den Zug verzichten und noch ein bisschen fahren. Das ist seine Entscheidung. Ich trete zunächst ordentlich in die Pedale, weil ich vorankommen will. Nach 20 Kilometern mache ich dann eine Pause. Ich hatte kein Frühstück und für ein paar Scones wäre jetzt ein guter Zeitpunkt. Ich bin grade beim zweiten oder dritten Scone, da kommt der Radfahrer von vorhin vorbei. Wir sprechen nochmal kurz über unsere Pläne. Hier an dieser Stelle zweigt der Weg zum Bahnhof ab und führt weiter nach Nijmegen. Oliver beschließt dem Weg ebenfalls zu folgen. Ich freue mich über Begleitung und dann fahren wir gemeinsam weiter. Zunächst ist es etwas schwer, bis wir auf dem eigentlichen Track sind und auch ein bisschen aufeinander abgestimmt sind. Das klappt erfreulicherweise schnell und auch sehr gut. Wir folgen größtenteils dem Maas-Radweg. Je später der Vormittag wird, desto höher steigen die Temperaturen. Am Vormittag war es noch okay. Aber nun, gegen Mittag zeigt das Thermometer 39 Grad Celsius. Das ist sehr heiß. Mir geht irgendwann das Wasser aus. Ich habe unterwegs im Supermarkt nochmal welches gekauft, doch es reicht einfach nicht. Wir machen immer wieder Pause, damit der Körper abkühlen kann. In dem Naturschutzgebiet gibt es leider kaum Schatten und schon gar kein Trinkwasser. An einem kleinen Bauernhof halten wir an und fragen nach Wasser. Glücklicherweise können wir dort unsere Flaschen auffüllen lassen. Damit kommen wir weiter. Die Hitze ist unglaublich. Der Asphalt scheint zu glühen! An manchen Stellen kommt es mir wirklich vor, als würde jemand ein Gebläse mit Heißluft auf mich richten. Die Hitze war definitiv die Herausforderung des Tages. Immerhin wir haben es geschafft. An einer sehr kleinen Fähre hatten wir nochmal richtig Glück. Die freiwilligen Fuhrleute wollten gerade Feierabend machen, als wir die Fähre erreichen. Sie bringen uns noch an andere Ufer. Sonst hätten wir zahllose Kilometer zurückfahren und einen weiten Umweg fahren müssen. Am Abend erreichen wir den Campingplatz in Woudrichem. Wir können wir übernachten. Bevor wir die Zelte aufbauen kaufen wir noch Abendessen und Bier zum Trinken. Wir essen gemeinsam zu Abend, genießen kaltes Bier und kümmern uns dann um unseren Kram. Am Abend setzen wir uns noch in einen Biergarten, genießen den warmen Abend bei ein paar kühlen Bierchen.

Ich versuche gleich am nächsten Morgen das GPS mit dem neuen Track zu aktualisieren. Denn gestern Abend war das GPS-Gerät plötzlich eingeschaltet im Rucksack. Es muss schon einige Zeit eingeschaltet sein, denn der Akku war halb leer. Ich habe es aus und wieder eingeschaltet. Es funktionierte ohne Probleme. Heute Morgen dann funktionierte es wieder nicht mehr. Das ist nun sehr merkwürdig. Blödes scheiß Teil! Ich mache mir Frühstück und starte allmählich in den Tag. Nach dem Frühstück packe mein Zelt ein und verabschiede mich von Oliver. Heute fährt jeder seine Reise zu Ende. Ich breche auf und komme nach einem halben Kilometer an die erste Fähre. Ich muss allerdings noch ein bisschen warten, bis die kleine Fähre startet. Um 10:30 Uhr geht es hoffentlich weiter. Ein bisschen nervt es mich grade, dass ich nach nicht einmal zwei Kilometern schon wieder anhalten und warten muss. Aber gut, die viertel Stunde kann ich schon warten. Um kurz nach halb zehn steht dann tatsächlich jemand von seinem Liegestuhl auf, winkt zu mir hinüber, dass ich kommen soll und läuft zur Fähre. Es ist schon okay so. Die ganz kleinen fahren werden ehrenamtlich betrieben. Und wer kann es jemand verübeln, wenn er bei der Hitze nicht grade Lust hat in der Sonne über einen kleinen Fluss zu fahren? Ich unterhalte mich während der überfährt mit dem Fährmann über meine Reise nach Irland und Schottland. Interessant war seine Bemerkung zu den Leuten in den Niederlanden und Deutschland. Er meinte zu mir, wie viel freundlicher und entspannter die Leute in Irland seien, im Vergleich zu hier oder Deutschland. Oh ja...!! Da habe ich ihm aus ganzem Herzen zustimmen können. Da bin ich froh, dass mich mein Eindruck nicht getäuscht hat. Dann sind wir auf der anderen Seite angekommen und ich verabschiede mich und fahre weiter. Noch sind die Temperaturen erträglich. Der Weg führt entlang der Maas über fast endlose Deiche. Es gibt wenig Schatten. Immer wieder gibt es Stellen, wo ich mit einer Fähre übersetzen muss. Die Herausforderung des Tages war wieder die enorme Hitze. Ich habe den Tag über ziemlich genau 10 Liter Wasser getrunken und musste nicht einmal aufs WC.

 Am späten Nachmittag habe ich es auch nochmal bei der Bahn wegen einer Fahrkarte fürs Fahrrad versucht. Was für ein Sauladen...! Das gibt es nicht! Ich hatte letzte Woche schon einmal versucht eine Fahrrad-Karte zu kaufen. Online war dies überhaupt nicht möglich. So habe angerufen und mir wurde gesagt, dass es die Fahrrad-Karte nur in Deutschland am Automaten oder per Post gibt. Na das ist ja super. Heute versuche ich es nochmal. Denn ich brauche den Platz fürs Fahrrad nur von Düsseldorf nach Stuttgart. Somit kann ich die Fahrrad-Karte in Düsseldorf am Automaten holen. ABER….

Nach 10 Minuten bin ich dann mal bei einer Dame am Telefon und erkläre ihr was ich will. Als sie den Namen Nijmegen hört versteht sie gar nichts. Ich buchstabiere... Da legt die blöde Nuss einfach auf...!!!! .............. Zensur............. Ich versuche es nochmal. Wieder 10 Minuten Warteschleife, bis ich bei jemand bin, der mit internationalen Fahrkarten zu tun hat. Der erklärt mir einfach in wenigen, völlig verständlichen Worten wie die Sache läuft: Eine Fahrrad-Karte braucht man immer. Die kann ich aber auch ganz einfach morgen in Nijmegen kaufen. Das macht keinen Unterscheid, weil die international gilt. Für den IC von Düsseldorf nach Stuttgart brauche ich eine Reservierung fürs Fahrrad, so wie man es für einen Sitzplatz auch macht. Das ist der Unterschied zwischen Fahrrad-Karte und Reservierung. Er schaut nach. Leider ist alles belegt. Somit kann ich nicht mit dem IC fahren. Die Regionalzüge sind eine gute Alternative. Somit steige ich morgen früh in Nijmegen in einen Regionalzug. Ich habe viel Wasser und Proviant gekauft. Damit sollte ich eine längere Bahnreise ohne Probleme bei der Hitze überstehen. Wenn alles klappt, dann bin ich morgen Abend wieder in Leonberg... Am Abend habe ich mich im Hostel in Nijmegen auf die Terrasse gesetzt und genieße noch zwei Bierle, bevor ich dann ins Bett gehe. Ich bin müde. Ich will morgen gleich früh zum Bahnhof. Denn die Fahrt wird lange dauern. Ich bin müde und will nur noch schlafen...

 

In der Nacht habe ich leider nicht gut geschlafen. Es war sehr warm im Zimmer. Nach dem Frühstück packe ich meine Sachen zusammen und bereite den Bobby auf die Fahrt mit der Bahn vor. Das bedeutet, dass ich das kleine Schutzblech abschraube und einen Spanngurt über die Tasche vom Bobby schnüre. Das Schutzblech ist aus Kunststoff und etwas empfindlich. Und wenn ich irgendwo beim Umsteigen hängen bleibe ist es sicher kaputt. Das will ich vermeiden. Der Spanngurt ist wichtig, damit ich den ganzen Bobby zur Not auch einfach mal kurz von oben schnappen und tragen kann. Gegen halb acht fahre ich zum Bahnhof. Das Ticket zu kaufen ist kein Problem. 34 Euro bis Mönchengladbach. Und die Fahrrad-Karte ist auch dabei. Ich muss in Venlo umsteigen. Mit dem Fahrrad komme ich gut in den Zug. Kein hoher Einstieg. Ich baue das Gespann im Zug auseinander, drehe Fahrrad und Bobby um und hänge das Gespann wieder zusammen. So bin ich beim Umsteigen schneller. In Mönchengladbach fährt der Zug vom selben Bahnsteig. Das ist für mich einfacher. Denn dort wo es keine Rolltreppen gibt muss ich das Gespann auseinander bauen und einzeln von einem Gleis zum anderen tragen.

Allmählich merke ich, dass ich wieder in Deutschland bin: Es kommt ein älterer Herr mit einem Fahrrad. Eigentlich wäre noch Platz, wenn ein junger Kerl aufstehen und zwei Sitze rutschen würde. Er sagt jedoch, dass er schwerbehindert sei und hier sitzen bleibt. Was für ein Arschloch!!! Ich stehe auf und biete dem Herrn an sein Fahrrad ein mein Fahrrad zu stellen. Das freut ihn sehr und so wird alles gut. Als ich umsteigen muss hilft mir der Herr beim zusammenbauen des Gespanns. Mein nächster Halt wird in Köln sein. Dort wird das Unterhaltungsprogramm an Bord ist sehr interessant. Eine Harz-4-Familie sitzt im Zug. Und das worüber die sich unterhalten ist wie billiges Privatfernsehen! Krass....! Nicht gespielt. Jedenfalls ich sehe die Kameras nicht. Der Umstieg in Köln hat gut geklappt. Ich musste mit dem Gespann auf einen anderen Bahnsteig. Dank Rolltreppen war das kein Problem. Und in den nächsten Zug konnte ich ebenfalls bequem einsteigen. Als nächstes muss ich in Mainz umsteigen. Der Zug ist pünktlich in Mainz und der Umstieg klappt auch. Ich muss das Gespann auseinander bauen, damit alles in den Aufzug passt. Das Abteil für Fahrräder ist dann leider am anderen Ende des Zuges. Es ist genug Zeit. Ein Kerl um die dreißig steigt noch mit einem vollgepackten Fahrrad ein. Der Typ ist jedoch ziemlich fertig. Keine Schuhe und ziemlich zerrissene Klamotten. Er unterhält sich mit meinem Fahrrad und dem Bobby. Nebenbei hantiert er mit einem elektrischen Wasserkocher herum. Irgendwie komisch. Und dann kommt eben, was kommen muss: Bei der Kontrolle hat er keinen Fahrschein, die Polizei wird verständigt und, und, und. Offenbar wird er gesucht oder vermisst. Ich überlege, ob ich ihm helfen soll und wenn ja wie?

Zu guter Letzt stecke ich ihm beim Ausstieg 10 Euro zu. Vielleicht ist das hilfreich für ihn. Dann muss ich weiter zum nächsten Bahnsteig. Dank Rolltreppen aber kein Problem. Der Zug nach Heidelberg ist unpraktisch zum Einsteigen. Zum Glück habe ich heute Morgen den Spanngurt um den Bobby gespannt. So kann ich Fahrrad und Anhänger einfach kurz schnappen und die großen Lücken zwischen dem Bahnsteig und dem Zug gut überwinden. Nächster Halt ist dann Heilbronn. Der Zug fährt mit der Kirche ums Dorf. Der Zug ab Heilbronn ist ein alter Personenzug. Ziemlich klapperig und ohne Klimaanlage. Dafür mit Fenstern. Zugfahren wie vor 10 oder 20 Jahren eben. Nur zum Abstellen von Fahrrädern gibt es nicht viel Platz. Bis Ludwigsburg ist es nicht so weit. Dann muss ich schon wieder aussteigen. Weiter soll es mit der S-Bahn gehen. Ich muss nun dringend aufs WC. Auf die Fahrt mit der S-Bahn habe ich keine Lust mehr. Ich entscheide mich dazu, die Strecke von Ludwigsburg nach Leonberg mit dem Fahrrad zu fahren. Ich kenne die Strecke gut und fahre los. Erst mal raus aus der Stadt. Ein Donnern aus der Ferne aus Richtung Leonberg macht mir klar, dass ich vielleicht doch die falsche Entscheidung getroffen habe. In Markgröningen sehe ich über die ganze Region Stuttgart und hoffe, dass ich vielleicht Glück habe und mich das Gewitter verschont. Doch ab Ditzingen fallen die ersten Tropfen. Es wird zum Glück nicht schlimmer und so erreiche ich um kurz vor 20 Uhr den Marktplatz in Leonberg. Ich habe es geschafft. Auch wenn es grade regnet, so stört mich das nicht. Ich fahre nach Hause und drücke die Klingel. Bin gespannt, ob mich Mutter erkennt. Das ist kein Problem. Sie kommt runter und wir laden zusammen mein Gepäck aus. Ich stecke die meisten Sachen gleich in den Wäschekorb. Es macht keinen Sinn die Sachen erst nach oben zu tragen und dann wieder in die Waschküche runter zu bringen. Nur die Waschmaschine starte ich heute nicht mehr. Gegen Mitternacht gehe ich ins Bett. Der Alltag hat mich gleich wieder mit ziemlich großer Härte eingeholt. Schade! Trotzdem bin ich sehr froh und dankbar über diesen schönen Urlaub.

 

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