Sonntag, 01.07.2012 — Reykjavik – Borganes

Sonntag, 01.07.2012 — Reykjavik – Borganes
Tageskilometer: 123 km
Erst sonnig, im Hvalffödur Nieselregen, dann kräftiger Regen, später viel Wind, am Abend Sonne.

Wie man schon in der kurzen Beschreibung des Wetters sehen kann, ist das Wetter in Island sehr wechselhaft. Dier Ursache liegt offenkundig auf der Hand: Der Wind drückt die Wolken in die Fjorde. Dort stauen sie sich und müssen dann erst einmal abregnen. Aber nun der Tag der Reihe nach:
Am Morgen habe ich nach dem Frühstück meine Sachen im Backpacker zusammen gepackt. Ich war schon sehr gespannt, wie es nun weitergehen wird. Bobby und Speedy hatten die letzten Tage im Lagerkeller des Backpacker verbracht, bevor sie nun endlich zum Einsatz kamen. Dann kam mal wieder die übliche Sucherei nach einem Weg aus der Stadt. Die Karten im Maßstab 1:250 000, die ich dabei habe sind in den Städten einfach zu grob. Und die billigen Faltpläne zeigen eben nur einen kleinen Teil der Stadt. Und natürlich nicht den Teil in dem ich grade bin. Klar, ich hätte die mehrspurige Hauptstraße aus der Stadt nehmen können, aber das wollte ich natürlich auch nicht. Es war schon recht viel Verkehr auf dieser Straße. Nach einigem Suchen finde ich einen guten Weg aus der Stadt, der aber ein paar Kilometer weiter doch wieder in die Hauptstraße mündet. Da war der Verkehr allerdings schon nicht mehr ganz so dicht. Ich komme an einem Bauhaus-Baumarkt vorbei und mache einen kurzen Stopp. Ich will unbedingt ein neues Flickzeug kaufen. Man weiß ja nie, ob der eine Satz Flickzeug reicht. Den ersten Platten hatte ich bekanntermaßen recht schnell.
Frisch ausgestattet mit Flickzeug geht es auf der Straße „1“ weiter. Bei Hvalffördur führt die „1“ durch einen Tunnel. Fünf Kilometer lang, 200m tief und für Radfahrer verboten. So ergibt sich eine schöne Rundfahrt durch den Hvalffördur. Anfangs passte das Wetter auch noch ganz gut. Nur leider fing es bald an zu tröpfeln. Nicht viel. Zu wenig, um sich die Mühe zu machen und die Regenklamotten auszupacken. Die Sonne, die hin und wieder kurz zum Vorschein kommt bestätigt meine „Bequemlichkeit“. Nach knapp der Hälfte der Strecke wird aus den wenigen Tropfen dann kräftiger Regen. Das Vordach einer Lagerhalle, an der ich vorbei komme, dient als Unterstand für die nächsten 15 Minuten. Als der Regen nachlässt fahre ich weiter. Als ich weit genug von meinem trockenen Unterstand weg bin, öffnet der Himmel seine Schleusen so richtig! Mit einem mal regnet es in Strömen. Jetzt lohnen sich die Regenklamotten auch nicht mehr. Die liegen im Bobby irgendwo unten drin. Wenn ich die Tasche jetzt aufmache, dann ist drinnen auch gleich das gesamte Gepäck nass. Naja, jetzt bin ich ohnehin schon nass. Das trocknet auch wieder beim Fahren. Ich schaue mich um, weil ich sehen will, ob irgendwo ein heller Fleck am Himmel zu sehen ist. Komisch, eigentlich ist überall um mich herum blauer Himmel. Es ist nur eine Wolke genau über mir, die sich nach Kräften abregnet. Blöde Wolke…
Später treffe ich wieder auf die „1“. Ich sollte heute noch ein Stück fahren. Nach Akranes zu fahren würde einen Umweg nach Süden bedeuten. Wenn die Karte recht hat, dann wäre die letzte Übernachtung ich Hvalffördur möglich gewesen. Ich fahre somit auf der „1“ weiter bis nach Borganes. Das sind knappe 20 Kilometer, die aber sehr anstrengend sind. Der Verkehr ist um diese Uhrzeit sehr dicht und es ist laut. Es erfordert sehr viel Konzentration hier zu fahren. Viel Aufmerksamkeit für die Landschaft bleibt leider erst einmal nicht. Der nächste Fjord kommt in Sicht: Der Borgarfjördur. Dieses Mal gibt es eine Brücke über den Fjord. Ich muss also nicht den kompletten Fjord durchfahren, worüber ich ganz glücklich bin. So langsam bin ich müde und habe kräftigen Hunger. In Borgarfjördur angekommen kaufe ich Proviant ein. Trotz leerem Magen kaufe ich tatsächlich nur so viel, wie in den Proviant-Rucksack passt. Ich finde eine Jugendherberge, in der ich heute Nacht übernachten werde. Auf Camping habe ich angesichts der vielen dunklen Wolken am Himmel nicht so viel Lust.